Herrschende Meinung

Simon Poelchau über die Warnung des Wirtschaftsweisen-Chefs vor dem »Grexit«

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.

Der Chef der Wirtschaftsweisen, Christoph Schmidt, sorgt sich um Griechenland: Ein Austritt aus der Eurozone habe enorme Folgen für die dortige Bevölkerung, während er für die übrige Währungsunion verkraftbar wäre. Athens Regierung spiele deswegen wirklich mit dem Feuer, wenn sie auf ihren Forderungen beharre, warnt Schmidt.

Für manche mögen diese Worte klingen wie ein Weckruf von Deutschlands oberster Stimme der ökonomischen Vernunft. Doch leider ist der Zweck solcher wirtschaftspolitischer Empfehlungen meist fraglich, dafür sagen sie umso mehr über die Motivation und politische Grundeinstellung ihrer Verfasser aus. Christoph Schmidt ist keine Ausnahme: Es ist noch keine sechs Monate her, da hetzten er und die meisten seiner Wirtschaftsweisen gegen die Einführung des Mindestlohns hierzulande, während das von ihm geführte Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung vor allem durch seine ausgesprochene Nähe zur Industrie besticht. Deswegen sagen Schmidts Warnungen weniger darüber aus, was Athen nun tun oder lassen sollte, als viel mehr, wo die herrschende Meinung hierzulande steht. Schließlich ist Schmidt Deutschlands oberster Regierungsberater in Wirtschaftsfragen. Und letztlich ist die herrschende Meinung immer die Meinung der Herrschenden, wie einst im 19. Jahrhundert ein Philosoph und Ökonom aus Trier sinngemäß formulierte.

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