Hoch stehen, flach reden
Man muss sowieso schon höllisch aufpassen, wenn man beim Reden über Fußball einigermaßen nah an der menschlichen Sprache bleiben will. Ich kenne Menschen, die reden auch am Tresen über mustergültige Pässe, lupenreine Hattricks und Verteidiger, die mit allen Wassern gewaschen sind. Sogar mit denen aus Brigau und Breg, denn die bringen die Donau zu Weg.
Aber die größere Gefahr droht derzeit nicht aus dem Lager der Floskelkönige und Fußball-Nostalgiker, sondern aus dem Imperium der Schlotter-Hosen und Voll-dem-Bart-Träger. Die reden zwar in der Regel einen ähnlichen Stuss wie die Leute mit den lupenreinen Pässen, aber sie wissen den Abiturienten-Mainstream hinter sich. Also geht es nicht um die Taktik, sondern um den Matchplan, es wird schnell umgeschaltet, statt gekontert, was die Frage aufwirft, ob man auch langsam umschalten kann.
Ja natürlich, werden Fans des HSV sagen, der Rest ahnt, dass ein langsamer Konter so vielversprechend ist wie der Versuch, mit einem Dreirad einen Geparden verfolgen zu wollen. Ausgesprochen lustig ist auch die Wendung vom »Spiel gegen den Ball.« Dass er ebenjenes gut beherrsche, wurde jüngst einem Spieler des SC Freiburg unterstellt, dessen Befähigung am Spielgerät sich nicht von der eines x-beliebigen Sitzmöbels unterscheidet. Kein Wunder, dass dieser Mann gut »gegen den Ball« ist, dachte ich mir also. Ist ja auch sein erbittertster Feind.
Dann verstand ich: Gemeint war, dass der Spieler offenbar dann seine Stärken ausspielen kann, wenn der ballführende Gegenspieler angegriffen werden muss. Und wenn er dann den Ball hat? Ach egal...
Auch das »Hoch-Stehen« ist beim Fußball eine tolle Sache. Gemeint ist dabei allerdings nicht das erhabene Gefühl, wenn man im Stehplatzbereich in einer der Reihen landet, die eine einigermaßen freie Sicht aufs Spielfeld erlauben – obwohl man sich die Frechheit erlaubt hat, erst zwei Stunden vor Anpfiff zu kommen. Gemeint ist, dass eine Mannschaft beim Verteidigen weit aufrückt und einen großen Abstand zwischen der eigenen Verteidigung und dem Tor lässt, in dem der eigene Keeper steht.
Bliebe noch die Qualität die eine Mannschaft hat. Glaubt man Fritz von Thurn und Taxis hat so etwas sogar der VfB Stuttgart. Das mit der Qualität ist nun wirklich das unnützeste aller unnützen Bläh-Worte. Wer von seinem 29-Cent-Schokoladen-Pudding behauptet, der habe »jede Menge Qualität« statt sich des schönen Wortes »gut« zu befleißigen, würde sich völlig zurecht der Lächerlichkeit preisgeben. Wer das Gleiche von Eintracht Norderstedt oder Schweinfurt 05 behauptet, hat hingegen einen von unzähligen Mist-Sätzen von sich gegeben, den man sich im Fußball von morgens bis abends antun muss.
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