Epochale Ereignisse kündigen sich an

Christoph Ruf blickt freudig auf die kommenden Herbsttage mit US-Wahl und dem wohl allerletzten Streit der Ampel-Koalition

US-Wahl und Ampel-Aus – Epochale Ereignisse kündigen sich an

Dieser Tage fühlt man sich wie am Vorabend von etwas Großem. Epochale Ereignisse kündigen sich an, dies und jenseits des Atlantiks. Es sind nur noch wenige Stunden, dann ist die US-Wahl endlich gelaufen. Vorhang runter für Trump gegen Harris, dieses Schmierentheater, bei dem sich erwachsene Menschen wie Kleinkinder beschimpfen, das Blaue vom Himmel herunter versprechen und nicht eine einzige Geste hinbekommen, die nicht einstudiert wirkte. Wer weiß, vielleicht kann man sogar bald wieder den Fernseher anschalten?

Zuletzt liefen da in den vermeintlich politischen Formaten ja zuhauf quälend lange Features über den US-Wahlkampf, an deren Ende nicht viel hängenblieb. Ein paar Tage lang wurde sogar ernsthaft darüber debattiert, wie glaubwürdig der eine beim Fritten-Verkauf am Drive-in-Schalter war, wo doch die andere während ihrer Studienzeit wirklich bei Mac Donald’s gearbeitet habe.

Im Grunde ließ sich all das Hin- und Hergezappe zwischen Wahlkampfreden, Parteikonventen und Interviews mit US-Bürgern aus Fleisch und Blut recht leicht zusammenfassen. Da wäre Trump. Über den ist eigentlich jedes Wort eines zu viel, der Rest ist eine rein private Entscheidung: Die, ob man sich über dieses, nun ja, Phänomen, lieber entrüsten soll. Oder ob man ihn als den besten unfreiwilligen Comedian begreift, den dieses Land je hervorgebracht hat.

Christoph Ruf

Christoph Ruf ist freier Autor und beobachtet in seiner wöchentlichen nd-Kolumne »Platzverhältnisse« politische und sportliche Begebenheiten.

Und da wäre Harris. Über die Frau weiß man nicht viel, ihre größte Qualität – und ich gebe zu, das ist nicht geringzuschätzen – ist, dass sie nicht Trump ist. Das scheint bei vielen in meinem Berufsstand zu reichen, um mit einer Fanboy-and-girl-Attitüde über die Frau zu schreiben, die gar nicht mehr verbergen will, dass man sich als verlängerten Arm des demokratischen Wahlkampfteams sieht.

Sollte das in Amerika ähnlich sein, wird es ebenso ausschließlich Trump nützen wie überhaupt die Tatsache, dass im Journalismus bedauerlicherweise oft erst dann die eigene Herangehensweise hinterfragt wird, wenn es zu spät ist. Ansonsten hat Trump in der letzten Phase des Wahlkampfes aber noch mal schön über sein Image in Deutschland räsoniert und ausnahmsweise eine völlig richtige Feststellung getroffen: »Sie denken, wir sind dumm.«

Doch damit nicht genug der frohen Botschaften in diesen äußerlich so grauen Novembertagen. Es ist geschafft, neben dem US-Wahlkampf kommt jetzt auch die Ampel an ihr wohlverdientes Ende. Die Ampel, das war dieses Konstrukt, mit dem naivere Gemüter die Hoffnung auf so etwas wie einen Politikwechsel verbanden. Stattdessen gab es viel alte Politik und noch mehr Streit, der bevorzugt wenige Minuten nach (!) dem Verkünden einer Einigung zwischen den Koalitionären losbrach.

Ach, und jede Menge Gesetze, die handwerklich so gut gefertigt waren wie die Produkte im Ein-Euro-Shop, die gab es auch. Zuletzt erinnerte sie an einen dieser Vögel, der gegen die Fensterscheibe fliegt und noch quälend lange herumzappelt, bis das Unvermeidliche eintritt. Christian Lindner sei Dank wird sie nun bald erlöst sein. Und wir mit ihr. Was nach Scholz und dem US-Wahlkampf kommt, ist mir übrigens gerade völlig wumpe. Ja, so weit ist es gekommen.

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