Burak Bektas soll Gedenkort in Berlin-Neukölln bekommen

Polizei hat keine neuen Erkenntnisse zu unaufgeklärtem Mord

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Mord an einem jungen Migranten, der 2012 in Berlin-Neukölln auf offener Straße erschossen wurde, ist immer noch unaufgeklärt. Eltern und Initiativen fordern verstärkte polizeiliche Ermittlungen in Richtung rechtsextreme Szene.

Die Eltern von Burak Bektas haben ihre Hoffnung nicht verloren. Seit drei Jahren bemühen sie sich selbst um Aufklärung des Mordes an ihrem Sohn. Der damals 22-Jährige war am 5. April 2012 von einem weißen Mann erschossen worden. Der Unbekannte war wortlos auf die Gruppe Migranten zugegangen, die gegenüber des Krankenhauses Neukölln auf der Straße stand. Er eröffnete das Feuer, erschoss Burak und verletzte zwei seiner Freunde schwer. »Die Polizei muss intensiver an dem Fall arbeiten, die Verdächtigen müssen vernommen werden«, fordert Vater Ahmet Bektas.

Gemeinsam mit seiner Frau Melek sind die Eltern des Ermordeten an diesem Freitagabend in den Kreuzberger Biergarten »Jockel« gekommen, wohin die »Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak B.« geladen hat. Rund 100 Zuhörer sind da, auf dem Podium sitzen Vertreter und Opfer rechter Anschläge: des »Nationalsozialistischen Untergrundes« und aus Mölln beispielsweise. Denn sowohl Eltern als auch die Initiative glauben, dass der Angriff in Neukölln ebenfalls einen rassistischen Hintergrund gehabt haben könnte. Im Frühjahr 2012 kursierten in Berlin Flugblätter gegen Migranten aus der »Reichsbürgerbewegung« und der Anschlag erfolgte fast genau am 20. Todestag des Rechtsextremisten Gerhard Kaindl, den Neonazis bis heute als ungesühnt ansehen. Dass es kein Bekennerschreiben zum Mord an Burak Bektas gibt, ficht die These nicht an. Im Gegenteil: Rechte Anschläge wie beim Oktoberfest oder bis zur Selbstenttarnung des NSU kamen fast immer ohne Selbstbezichtigungen aus. Die Tat war das Bekennerschreiben.

»Das Thema Rechtsradikalismus spielt nicht die Rolle, die es spielen sollte«, sagt einer der Anwälte der Familie Bektas, Mehmet Daimagüler. Er und sein Kollege wissen nicht, ob sie alle Akten zum Fall einsehen konnten. Den Ermittlern der Polizei werfen sie vor, nur in der unmittelbaren Umgebung nach Rechtsextremen mit registrierten Schusswaffen geschaut zu haben. Dabei sei seit dem NSU klar, dass solche Täter bundesweit mobil sind.

Die Initiative plant jetzt, einen Gedenkort für Burak Bektas einzurichten. Außerdem soll es erneut Mahnwachen geben. Die Ermittlungen sind, wie die Antwort auf eine aktuelle schriftliche Anfrage der SPD belegt, zwar nicht beendet. Aber: »Der Polizei Berlin liegen keine neuen Erkenntnisse vor«, erklärt Innenstaatssekretär Bernd Krömer (CDU).

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