Kamikaze ist nicht nötig

Der FC Bayern München will trotz der Hinspielniederlage in Porto nicht in Hektik verfallen

  • Christian Kunz und Klaus Bergmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein Wunder braucht der FC Bayern gegen Porto nicht. Doch den Münchnern droht ein schmerzhafter Champions-League-K.o. Für das nächste Halbfinale müsste eine Europapokal-Premiere glücken.

München. Früher als ihm lieb ist, hat der FC Bayern ein großes Finale in Europa vor Augen. Doch bei der Aufholjagd gegen den FC Porto wollen die Münchner nicht wieder wie beim Fiasko 2014 gegen Real Madrid ins Verderben stürmen. »Was uns nicht passieren darf, ist, dass wir überdreht ins Spiel gehen und zu viel wollen. Wir müssen klug spielen, dürfen nicht Kamikaze nach vorne rennen«, gab Weltmeister Thomas Müller die Strategie nach dem 1:3 im Hinspiel vor.

»Wir stehen ein bisschen mit dem Rücken zur Wand, aber die Herausforderungen machen es reizvoll. Ein 2:0-Heimspielerfolg für den FC Bayern wäre kein fußballerisches Weltwunder«, sagte Müller und freute sich auf den »Nervenkitzel« im Viertelfinalrückspiel der Champions League.

Fast genau ein Jahr nach dem krachenden Halbfinalaus mit 0:4 gegen Real soll im 100. Münchner Pflichtspiel von Trainer Pep Guardiola die nächste bayerische Fußballdepression unbedingt vermieden werden. »Ich weiß, es ist nicht genug, Deutscher Meister zu sein«, erklärte der Spanier vor dem Rückspiel an diesem Dienstag. In großen Vereinen sei »nur das Triple genug«, ergänzte Guardiola.

Entscheidend ist das Resultat auch über den Abend hinaus. »Jeder weiß, was das Spiel für eine Auswirkung auf die nächsten Wochen hat, auch für die grundsätzliche Stimmung«, sagte Müller. Zumal es wenige Tage nach dem Zerwürfnis des Klubs mit Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ohnehin brodelt.

Die immer wieder als »wichtigster« und »ehrlichster« Titel gepriesene deutsche Meisterschaft würde bei einem frühzeitigen Scheitern in dr Königsklasse an Glanz verlieren. Großen Druck wollte Guardiola aber nicht verspüren. »Das ist Champions League und einer der Gründe, warum du einen großen Verein trainierst«, sagte der Spanier. Die Chance auf das Weiterkommen sah Guardiola »optimistisch«, aber auch »realistisch«.

Nach den schweren Fehlern beim 1:3 vor einer Woche müssen die Münchner zum fünften Mal in ihrer ansonsten glorreichen Europapokalhistorie eine Auswärtsniederlage mit zwei Toren aufholen. Bislang scheiterten sie immer dabei. Mut macht die Heimbilanz der laufenden Saison: Alle vier Europacupspiele in der Arena wurden gewonnen - bei 13:0 Toren.

»Wir haben alle Chancen, wir spielen zu Hause. Wir haben keine gute Ausgangslage, aber auch keine unmögliche«, betonte Kapitän Philipp Lahm. »Wir brauchen nicht in Hektik zu verfallen und haben 90 Minuten Zeit, um das Ergebnis zu drehen.« Es wäre das vierte Halbfinale in Serie.

Lahm meldete sich vor dem Spiel erwartungsgemäß fit. Eine Aufstellung des wochenlang pausierenden Bastian Schweinsteiger wäre ein Wagnis. Trotz des weiterhin dezimierten Ensembles kündigte Guardiola an: »Wir müssen mehr Risiko gehen.« Der Gegner ist also gewarnt. »Um Bayern Paroli zu bieten, muss man immer am Limit spielen. Wir müssen in allen Belangen eine fantastische Leistung bringen«, erklärte Portos Trainer Julen Lopetegui.

Holger Badstuber könnte Dante in der Abwehr ersetzen. Mit Franck Ribéry rechnet Guardiola nicht. Arjen Robben, Javi Martínez, David Alaba und Medhi Benatia fehlen ohnehin. »Jetzt fühlt man sich mal wie in einem Hollywoodfilm, wenn alle wegsterben und man muss in die Schlacht ziehen«, schilderte Thomas Müller drastisch. Immerhin: Vor drei Jahren konnten die Münchner letztmals (7:0 gegen Basel) eine Hinspielniederlage umbiegen. »Wir haben schon viele Mannschaften zu Hause geschlagen, auch mit mehr als einem Tor«, erinnerte sich Manuel Neuer. dpa/nd

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