Der Anwalt des Bundes

Velten Schäfer über das Verhalten der Bundesanwaltschaft in Sachen NSA

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 1 Min.

Am Freitag konnte sich die Republik ganz kurz in einer Illusion wiegen: Der Generalbundesanwalt ermittle nun mit Nachdruck in Sachen des Auslandsgeheimdienstes, der seit Jahr und Tag Bürger und Unternehmen der Republik, die er schützen soll, an fremde Dienste verrät.

Doch folgte das Dementi auf dem Fuß. Auch wenn der BND offenbar sogar beim Ausspähen inländischer Rüstungskonzerne hilft, ist das noch lange kein Grund zur Aufregung! Dass man nun die Akten des NSA-Ausschusses sehen will, habe mit dieser neuen Drehung des Skandals nichts zu tun. Es gehe um ein »Prüfverfahren«, das man 2013 »nach Medienberichten« startete. Nach Medienberichten. Ist es nicht Aufgabe des Bundesanwalts, solche sensiblen Sachverhalte eigenständig aufzuklären?

Nein, ist es nicht. Und das ist der Skandal im Skandal. Der Bundesanwalt hat zwar Sonderzuständigkeiten in »Staatsschutzdelikten«, ist aber gar nicht Teil der Judikative, sondern der Exekutive. Er ist nicht unabhängig, sondern politischer Beamter, er soll die Regierungsagenda teilen und kann jederzeit abgesetzt werden: der Anwalt des Bundes eben. Gerade so verhält er sich, ob NSA oder NSU. Eine machtvolle Stelle, die - wie in beiden Fällen offenbar nötig - in Staatsschutzdingen unabhängig gegen Regierungsorgane ermitteln könnte, ist im System nicht vorgesehen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.