Deutsche Bank auf Schrumpfkurs

Bis 2017 sollen 200 Filialen geschlossen werden

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Deutsche Bank schließt jede dritte Filiale und gibt die Postbank auf. Der drastische Sparkurs soll Deutschlands größtes Geldhaus wieder schlagkräftiger machen. Investiert wird auch: in digitale Angebote.

Frankfurt/Main. Die Deutsche Bank tritt auf die Kostenbremse. Bis 2020 sollen die operativen Kosten jährlich um zusätzlich 3,5 Milliarden Euro sinken, wie der Dax-Konzern am Montag in Frankfurt mitteilte. Um dies zu erreichen, rechnet das Institut mit einmaligen Aufwendungen von 3,7 Milliarden Euro.

Zu den Einsparungen beitragen soll unter anderem die Schließung von 200 der etwa 750 Filialen bis zum Jahr 2017. Wie viele Stellen von dem Schrumpfkurs betroffen sind, blieb zunächst offen. Ende 2014 zählte der Konzern gut 98.000 Vollzeitstellen.

Ihren Anteil an der Postbank will die Deutsche Bank bis Ende 2016 in einem ersten Schritt auf mindestens unter 50 Prozent senken. Ziel sei ein kompletter Ausstieg bei der Postbank, erklärte der Vorstand am Montag.

Zunächst ist ein Börsengang der Bonner Tochter geplant. Davor will die Deutsche Bank die verbliebenen Kleinaktionäre bis spätestens Ende 2015 aus der Postbank drängen (»Squeeze-Out«). Die technischen Voraussetzungen für diesen Schritt hat die Deutsche Bank geschaffen: Der Anteil an der Postbank wurde über die notwendige 95-Prozent-Marke von 94,1 auf 96,8 Prozent erhöht, wie aus einer Präsentation für Analysten hervorgeht.

Die Entscheidung, die Postbank abzustoßen, hatten Vorstand und Aufsichtsrat am späten Freitagabend nach einer Marathonsitzung getroffen und damit monatelange Diskussionen beendet. Bei einer Hauptversammlung der Postbank im August soll die Zwangsabfindung der verbliebenen übrigen Anteilseigner beschlossen werden.

Auf der anderen Seite will die Bank schlagkräftiger werden, indem sie in den nächsten drei bis fünf Jahren über alle Geschäftsbereiche hinweg bis zu eine Milliarde Euro in den Ausbau digitaler Angebote steckt.

Mit dem Abbau von Risiken und dem verschärften Sparkurs will Deutschlands größte Geldhaus sein Kapitalproblem endgültig in den Griff bekommen. Die für die Aufseher immer wichtiger werdende Verschuldungsquote (Leverage Ratio) soll mittelfristig deutlich steigen. Der Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme soll auf mindestens fünf Prozent klettern. Ende März lag dieser Wert mit 3,4 Prozent deutlich darunter. Das heißt, einhundert Euro in der Bilanz waren mit 3,40 Euro eigenem Geld abgesichert. Die Aufseher verlangen jedoch, Anlagen mit immer mehr Eigenkapital zu unterlegen. Bei der harten Kernkapitalquote strebt die Bank einen rund elf Prozent an. Kernkapital gilt als Puffer für Krisenzeiten.

»Wir sind zuversichtlich, dass die Deutsche Bank bis 2020 besser kapitalisiert und weniger verschuldet sein wird«, erklärten die beiden Co-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain. »Sie wird kosteneffizienter und besser finanziert sein, sie wird mehr Wert für ihre Aktionäre schaffen, und sie wird mit stärkeren Systemen und Kontrollen auch besser geführt werden.«

Die Gewinnziele allerdings schraubte das Management nach unten: Der Vorstand hält dauerhaft nur noch eine Rendite auf das Eigenkapital von »mehr als zehn Prozent« nach Steuern für realistisch. Als Jain/Fitschen im Juni 2012 an die Spitze der Bank rückten, hatten sie noch eine Eigenkapitalrendite von zwölf Prozent in Aussicht gestellt. Im vergangenen Jahr lag die Nachsteuerrendite bei 2,7 Prozent.

Im ersten Quartal verdarben Altlasten der Deutschen Bank erneut die Bilanz. Der Konzernüberschuss verringert sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 49 Prozent auf 559 Millionen Euro. Der auf die Aktionäre entfallende Überschuss halbierte sich ebenfalls, und zwar auf 544 Millionen Euro. Die Bank hatte in der vergangenen Woche bereits angekündigt, weitere 1,5 Milliarden Euro für Rechtsrisiken zurückzulegen. Damit machten Altlasten wieder einmal den Aufschwung im Tagesgeschäft zunichte.

Weitere Details zu ihrer neuen Strategie bis 2020 will die Deutsche Bank in den nächsten 90 Tagen bekanntgeben. Dazu gehören Pläne für die einzelnen Unternehmensbereiche und Regionen. dpa/nd

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