Nach dem Titel ist vor den Titeln

Die 25. Meisterschaft nimmt Bayern München im Vorbeigehen mit, die ganze Konzentration gilt dem DFB-Pokal und der Champions League

Der Champions-League-Pokal ist schon in Berlin. Der FC Bayern will in dieser Saison sogar noch zweimal in die »Fußballhauptstadt Europas« kommen - um die Titel Nummer zwei und drei zu gewinnen.

Irgendwie mogelt sich Hertha BSC immer wieder in den ganz großen Fußball. Am Montag wurden der Stadt Berlin im Roten Rathaus die Pokale der Champions League übergeben. Am 14. Mai spielen die Frauen des 1. FFC Frankfurt und von Paris St. Germain im Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark um die Krone des europäischen Fußballs. Wer am 6. Juni im Olympiastadion im Endspiel der Männer antreten wird, steht noch nicht fest. Der Berliner Bundesligist ist es nicht. »Aber vielleicht schafft es Hertha BSC ja 2028«, sprach Moderator Jochen Breyer den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) mit einem Augenzwinkern an. Dem Hausherren blieb nur übrig, die »tolle Atmosphäre« bei Heimspielen der Berliner hervorzuheben.

Am Sonnabend schwärmten nicht wenige Hertha-Spieler von der Stimmung in der Münchner Arena - als sie abermals Teil eines nicht unbedeutenden Moments waren. Die knappe 0:1-Niederlage der Berliner beim FC Bayern erwähnte Michael Müller nicht. Hatten die Münchner sich doch mit einer B-Elf den Sieg gesichert. Gianluca Gaudino, Mitchell Weiser oder Sinan Kurt liefen beispielsweise für den Rekordmeister auf - alle drei zusammen kommen in dieser Saison auf gerade mal 800 Bundesligaminuten. Nach dem Sieg der Gladbacher am Sonntag gegen Wolfsburg stand endgültig fest: Der FC Bayern München ist Deutscher Meister - wie auch im Vorjahr nach einem Sieg gegen Hertha BSC.

Es ist ein Jubiläumstitel, der 25. für die Münchner. Gefeiert wurde dennoch nicht. Das hing in gewisserweise mit dem Spiel in Mönchengladbach zusammen. Aber es war nicht der gespannte Blick zu den Konkurrenten, der das Jubeln noch unterdrückte. Es war vielmehr die angestaute Langeweile im Ligabetrieb. Denn dass der FC Bayern Meister wird, steht seit Wochen, wenn nicht seit Monaten fest. Und passenderweise besorgten die Krönung des FC Bayern dessen Gegner: Weder Wolfsburg noch Mönchengladbach schaffen es, in einer Saison mit konstant guten Leistungen den Münchnern gefährlich zu werden. Der VfL Wolfsburg gewinnt gegen den FC Bayern, verliert aber gegen Hertha BSC und Augsburg oder spielt zuhause unentschieden gegen Paderborn. Borussia Mönchengladbach gewinnt gegen den FC Bayern, verliert aber gegen Eintracht Frankfurt und Augsburg oder spielt unentschieden gegen Freiburg.

Die Münchner hingegen gewinnen auch mit halber Kraft gegen Hertha BSC. Und Talente wie Mitchell Weiser werden in solchen Spielen gar zu Hauptdarstellern. Der 21-Jährige bereitete mit einem feinen Sololauf den Siegtreffer von Bastian Schweinsteiger vor. Die fast geräuschlose Meisterschaft kam Trainer Pep Guardiola sehr gelegen. »Jetzt müssen wir uns auf die anderen Titel konzentrieren.« Endlich, hätte der Spanier auch sagen können, könnten er und seine Spieler sich den wichtigen Dingen im bayerischen Fußballleben widmen. Denn sollte es bei einem Titel bleiben, ist die Münchner Saison keine gute.

Den ersten Schritt zum doppelten Ziel Berlin will der FC Bayern am heutigen Dienstag machen - im Halbfinale des DFB-Pokals gegen Borussia Dortmund. Wie wichtig den Münchnern das Erreichen des Finals am 30. Mai im Olympiastadion ist, beweisen die Worte des Trainers zum gerade erst genesenen Arjen Robben: »Er ist kein Joker. Wenn er fit ist, spielt er.« Das Spiel gegen den BVB ist bedeutend, keine Frage. Ein Scheitern würde aber vor allem psychologisch schwer wiegen. Denn letztlich spielt auch dieser Wettbewerb nur eine untergeordnete Rolle - internationale Erfolge sind der Maßstab in München. Allein deshalb wird der FC Bayern alles tun, um nicht Selbstzweifel und Unruhe zur Unzeit aufkommen zu lassen.

Ohne Hertha BSC zu erwähnen, hieß Jochen Breyer am Montag allerlei Ehrengäste in der »Fußballhauptstadt Europas« willkommen. Der Henkelpokal, den der FC Bayern und sein Trainer Pep Guardiola unbedingt gewinnen wollen, steht seitdem im Roten Rathaus. Trotz des Wunsches wird er nicht auf dem Tisch des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller landen, sondern ist stattdessen als gut bewachtes Ausstellungsstück zur Begutachtung freigegeben. Am 6. Juni, zum Finale der Champions League, steht der Pokal dann im Olympiastadion. Auf dem Weg dorthin können sich die Münchner über mangelnde Gegnerschaft nun wahrlich nicht beklagen. Im Halbfinale wartet der FC Barcelona.

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