Ban ruft gesamte EU zu Engagement bei Seenotrettung auf
Zahl der Flüchtlinge in libyschen Lagern stark angestiegen
Rom. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat angesichts der Flüchtlingstragödien auf dem Mittelmeer die gesamte EU aufgerufen, die Seenotrettung zu unterstützen. »So viele tausend Menschen haben ihr Leben verloren in ihrem Streben nach einer besseren Zukunft«, sagte Ban laut einer Mitteilung der Vereinten Nationen am Montag beim Besuch auf dem italienischen Marineschiff »San Giusto« vor der Küste Siziliens. »Ein einzelnes Land - wie Italien - kann nicht diese ganze Verantwortung tragen.«
Ban bezeichnete die Lage im Mittelmeer als »die schlimmste humanitäre Krise seit dem Zweiten Weltkrieg«. Das Mittelmeer sei »ein Meer der Tränen, ein Meer des Elends« geworden. Der UN-Generalsekretär hatte sich mit der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini und dem italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi per Hubschrauber auf das Marineschiff bringen lassen. Die Drei wollten auf die »europäische Solidarität« bei den Bemühungen um die Rettung von Menschenleben im Mittelmeer hinweisen, wie Mogherinis Büro vorab mitgeteilt hatte.
Renzi bezeichnete bei der Schiffstour den Kampf gegen Schlepperbanden laut italienischer Nachrichtenagentur Ansa als »absolute Priorität, für die wir weiter die Unterstützung der Vereinten Nationen haben«. Ban mahnte unterdessen an, die Fluchtursachen zu bekämpfen. »Wir müssen auch (eine) politische Lösung vor Ort finden, insbesondere in Libyen«, sagte er. Er setze darauf, dass die EU hierbei die Führung übernehme.
Die Europäische Union bemüht sich um die Rückendeckung der Vereinten Nationen für einen EU-Militäreinsatz gegen Schleuser, die Flüchtlinge auf die gefährliche Reise über das Mittelmeer schicken. Einen entsprechenden Beschluss hatten die EU-Staats- und Regierungschefs bei einem Sondergipfel am Donnerstag gefasst. Ban sagte allerdings am Wochenende, es gebe keine militärische Lösung für die Flüchtlingstragödie.
Unterdessen wurden neue Zahlen über die inhaftierten Flüchtlinge in Libyen bekannt. Die Zahl der von libyschen Behörden in mehreren Lagern internierten Migranten stieg demzufolge im April auf 2663. Das seien rund 1200 mehr als einen Monat zuvor, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) am Dienstag in Genf mit.
Die meisten dieser Flüchtlinge - unter ihnen viele Frauen und Kinder - seien aus Somalia, Eritrea, Äthiopien und dem Sudan nach Libyen gekommen. Allein in den vergangenen zehn Tagen griff die dortige Küstenwache laut UNHCR mehr als 1240 Menschen auf, die mit kaum noch seetüchtigen Booten die Überfahrt versucht hätten. Agenturen/nd
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