Bank-Promis vor Gericht
München. Parallel zum gerade erst begonnenen Umbau der Deutschen Bank muss sich deren Ko-Chef Jürgen Fitschen (li.) seit Dienstag vor dem Landgericht München I verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft Fitschen und den vier Mitangeklagten versuchten schweren Prozessbetrug vor, wofür bis zu zehn Jahre Haft als Strafe drohen. Im Vorfeld des Prozesses hatte Fitschen seine Unschuld beteuert.
Deutschlands derzeit mächtigster Banker ist neben seinen Vorgängern Rolf Breuer und Josef Ackermann (re.) sowie den Ex-Vorstandsmitgliedern Clemens Börsig und Tessen von Heydebreck angeklagt. Diesen beiden wirft die Staatsanwaltschaft außerdem uneidliche Falschaussage vor. Die Vorwürfe beziehen sich auf einen Zivilprozess um die Pleite des Medienmoguls Leo Kirch. Dieser verlangte eine Milliardensumme von der Deutschen Bank, weil nach seiner Meinung Breuer mit einem gezielt indiskreten Interview seine Kreditwürdigkeit angezweifelt und so seine Pleite bewusst ausgelöst habe. In einem mehrjährigen Zivilverfahren stellte das Oberlandesgericht München Vergehen der Bank fest. Vor einem Jahr zahlte sie 925 Millionen Euro Schadenersatz an die Erben des 2011 verstorbenen Kirch.
In dem Verfahren sollen die jetzt Angeklagten laut Staatsanwaltschaft mit absichtlichen falschen Angaben versucht haben, ein Scheitern von Kirchs Klage zu erreichen. Federführend sei der frühere Bankchef Breuer gewesen sein. Fitschen soll abweichend davon keine falschen Aussagen gemacht haben, aber bewusst vage und unschlüssige Äußerungen. Er wird sich an zunächst 16 Verhandlungstagen bis September persönlich vor Gericht verantworten müssen und in dieser Zeit nicht für die Bank arbeiten können. Während am ersten Verhandlungstag die Verlesung der 110-seitigen Anklage im Mittelpunkt stand, können ab der nächsten Sitzung die Angeklagten Stellung nehmen. AFP/nd Seite 4
Foto: dpa/Peter Kneffel
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