Durchschnittliche Tücken
Simon Poelchau über die deutschen Arbeitskosten
Durchschnitte haben so ihre Tücken. Oft sagen sie nämlich relativ wenig über die wahren Umstände aus. Die Arbeitskosten zum Beispiel: 31,80 kostete im Schnitt eine Stunde Arbeit vergangenes Jahr die Unternehmen. »Ganz schön viel Geld«, mag sich da vermutlich die Mehrheit der Angestellten denken. »Plus Rente, Sozialversicherungen, Steuern und das andere Pipapo komme ich nicht auf einen so hohen Verdienst.«
Man muss nicht erst auf Deutschlands bestverdienenden Angestellten, VW-Chef Martin Winterkorn (Jahresgehalt 15,6 Millionen Euro), verweisen, um zu zeigen, dass die Gehälter in Deutschland sehr ungleich sind. Ein Blick durch die Branchen zeigt sofort, dass die 31,80 Euro Bruttoverdienst samt Nebenkosten - etwas anderes sind die Arbeitskosten nicht - bei weitem nicht für alle gelten. So ist die Arbeit in der Finanzbranche mit knapp 50 Euro am meisten wert, während die Stunde im Gastgewerbe mit nur 16,20 Euro vergolten wird. Auch das Gesundheits- und Sozialwesen landet mit 23,30 Euro weit unterm Durchschnitt.
Der Durchschnitt sagt also bei weitem nicht alles über eine Sache aus. Wer jedoch nur auf eine Zahl alleine schaut, wird sich nie fragen, warum die Dinge auf der Welt so unterschiedlich sind. Warum zum Beispiel eine Krankenschwester weniger verdient als ein Versicherungsvertreter.
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