Ist das Kunst oder kann das weg?
Thomas Blum über die Politik der Kulturzerstörung in Mecklenburg-Vorpommern und das blamable Gerangel um einen Theaterintendanten
Der groteske Berliner Theaterstreit wird geführt zwischen Leuten, die es für große Gegenwartskunst halten, wenn auf der Bühne die Klimakatastrophe getanzt bzw. performativ gedingsbumst und diese Performance gleichzeitig ins Internet verklappt wird, und Leuten, denen nichts auffällt, wenn sie dasselbe Peter-Handke-Stück zum 35. Mal inszenieren oder vorsintflutliches Guckkastenbühnenbiedermeier machen. Dieser alberne Streit unter gut verdienenden Kulturverwaltungsonkeln verblasst, wenn man sich als Kontrast zu dieser Hauptstadtposse einmal den würdelosen, beschämenden Umgang ansieht, den - zur selben Zeit - Kulturfunktionäre seit einer gefühlten Ewigkeit mit dem Volkstheater Rostock pflegen und der nur noch als mutwillige Zerstörung wahrgenommen werden kann. Kulturpolitik wird hier seit geraumer Zeit mit Axt und Vorschlaghammer gemacht. Doch dieser Amoklauf der Verantwortlichen, der nur Kürzung und Streichung kennt und dem der Rostocker Intendant Latchinian das peinliche Gerangel um seine Kündigung und jetzige Wiederberufung verdankt, setzt sich womöglich fort. Obwohl sogar schon das der Sozialkritik unverdächtige Tantenblatt »Die Zeit« in Rostock eine »bürokratische, sparfixierte Politik« entdeckt haben will, mit der die Stadt sich »blamiert«.
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