Gesunde Skepsis ist geboten
Die wichtigsten Fragen für die Finanzierung Ihres neuen Eigenheimes (Teil 1)
Makler, Bauträger und Kreditinstitute rühren denn auch kräftig die Werbetrommel. Doch »dem Rat von Banken, Bausparkassen und anderen Verkäufern sollten Sie mit gesunder Skepsis begegnen«. Niels Nauhauser, Abteilungsleiter Altersvorsorge-Banken-Kredite der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, rät deshalb: »Lassen Sie die Finger von Finanzierungen, die Sie nicht klar durchschauen.«
Die wichtigsten Tipps, damit Ihre Baufinanzierung passt.
Die historisch niedrigen Zinssätze sind für Möchtegern-Häuslebauer ein Glück. An sich. Noch vor wenigen Jahren mussten Kreditnehmer für ihr Eigenheim Zinsen von 4 bis 5 Prozent bezahlen - inzwischen kosten zehnjährige Hypothekendarlehen nur noch rund 1,5 Prozent.
Bei einem durchschnittlichen Zins von 4,4 Prozent und einer Rate von 500 Euro monatlich konnten Sie einen Kredit über 100 000 Euro nach dreißig Jahren tilgen - heute können Sie bei 1,5 Prozent Zinsen in der gleichen Zeit rund 145 000 Euro finanzieren. Theoretisch.
»Die niedrigen Zinsen lassen auch überteuerte Eigenheime erschwinglich erscheinen und können so über die wahren Risiken der Immobilie als Geldanlage täuschen«, warnt der Finanzexperte Nauhauser.
Unser Rat: Stellen Sie die richtigen Fragen!
Ist eine eigene Immobilie wirklich das Richtige?
Wie hoch darf die maximale Kreditrate sein?
Wie lässt sich das Risiko minimieren?
Wie hoch muss der Kredit sein?
Welche Finanzierungsform ist geeignet?
Als Geldanlage ist ein Eigenheim selten eine gute Idee. Erwarten Sie daher nicht, dass Ihre Immobilie eine besonders attraktive und sichere Geldanlage wird. »In Einzelfällen gab es durchaus hohe Wertsteigerungen«, gibt Nauhauser zu, »allerdings liegen im Durchschnitt die Wertänderungen nicht nennenswert über der allgemeinen Preissteigerungsrate.« Attraktive Lagen etwa in Ballungsräumen wie Dresden, Hamburg oder München nennen Fachleute inzwischen überteuert.
Klärung vor der Finanzierungsplanung
Günstiger sieht selbst in Premiumlagen die Sache aus, wenn Sie Haus oder Wohnung für den eigenen Bedarf nutzen wollen. »Kaufen macht fast überall Sinn«, meint das unternehmensnahe Kölner Institut der deutschen Wirtschaft in einer Studie.
Doch bevor Sie in die Finanzierungsplanung einsteigen, sind ein paar grundlegende Aspekte zu klären. Was planen Sie für die nächsten Jahre, beruflich und privat? Ist die Chance groß, dass Sie bei Verlust des Arbeitsplatzes in der Nähe eine neue Stelle finden werden oder droht ein Umzug?
Der Verkauf einer noch nicht abbezahlten Immobilie ist immer mit hohen Risiken und häufig mit zusätzlichen Kosten verbunden. Je nach Lage auf dem Immobilienmarkt könnten beim Verkauf Verluste entstehen. Nebenkosten, die Sie selbst beim Erwerb bezahlt haben, werden Sie einem Kaufinteressenten kaum in Rechnung stellen können. Und die Bank fordert eine hohe Vorfälligkeitsentschädigung, wenn Sie den Kredit infolge eines Verkaufs vor Ende der Zinsbindung zurückzahlen wollen.
Ehrlicher Kassensturz
Wer wissen will, wie viel Kredit er sich wirklich leisten kann, muss seine monatlichen Einnahmen und Ausgaben gegenüberstellen. Banken raten häufig, dass die Kreditrate nicht mehr ausmachen sollte als 40 Prozent des Nettoeinkommens - die übrigen 60 Prozent seien notwendig für die Lebenshaltung, einschließlich kleinerer Reparaturen am Haus und Neuanschaffungen.
»Nehmen Sie die Zahl als das, was sie ist: ein Durchschnittswert, mit Abweichungen nach oben wie nach unten, je nach individueller Lage«, rät Nauhauser. Bei der Bestimmung der maximalen Kreditrate gilt der Grundsatz: Nicht mehr, als Sie dauerhaft tragen können!
Fragen für junge Häuslebauer
Wie wirkt sich ein Kinderwunsch auf die Einnahmen und Ausgaben aus, jetzt und in Zukunft? Wie sicher sind Ihre aktuellen Arbeitsplätze und die Einkommen daraus? Wie lange würden Ihre Rücklagen ausreichen, um zeitweise Einkommensausfälle zu überbrücken? Und zuletzt überlegen Sie, wann Sie schuldenfrei sein wollen.
Im Teil 2: Um Sondertilgungen und »die Zeit danach«
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