Ein anderes Drehbuch
Olaf Standke über neue Enthüllungen zum Tod von Osama bin Laden
Nicolas Cage auf der Jagd nach Osama bin Laden - die unlängst angekündigte Hollywood-Komödie verspricht, ein skurriler Film zu werden. Soll sie doch auf der wahren Geschichte eines durchgeknallten Ex-Häftlings beruhen, der elf Mal versucht habe, den Gottvater des Terrorismus zu töten. Aber was ist schon real, wenn es um den Fürsten der Finsternis geht. Der preisgekrönte Enthüllungsjournalist Seymour Hersh hat gerade das vom Weißen Haus abgesegnete Drehbuch zur Hinrichtung des einstigen Al-Qaida-Chefs umgeschrieben, eine Heldengeschichte mit einem entschlossenen Präsidenten und Oberbefehlshaber, mit findigen CIA-Agenten sowie einem furchtlosen Killerteam der Navy Seals in den Hauptrollen. Doch der von Washington so heftig gesuchte bin Laden habe schon lange schwer krank unter Kontrolle des pakistanischen Geheimdienstes agiert und sei schnöde für 25 Millionen Dollar verhökert worden. Und überhaupt wollte man die ganze Operation als erfolgreichen Drohnenangriff verkaufen, um den umstrittenen Drohnenkrieg zu legitimieren. Doch dann stürzte ein Helikopter ab. Künstlerpech. Der Pulitzer-Preisträger wirft Obama jetzt Lügen vor. Hershs Kritiker wiederum haben Zweifel an den Quellen. Eines allerdings ist unbestreitbar: Die extralegale Hinrichtung hat im Wahlkampf geholfen.
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