Weltweites Prekariat
Simon Poelchau über die globale Finanzkrise und sinkende Löhne
Es sind schwere Zeiten für die globale Arbeitnehmerschaft. Dies zeigen neue Zahlen der UN-Arbeitsorganisation ILO. In den meisten Ländern nehmen atypische Beschäftigungsverhältnisse zu, und die Kluft zwischen den Einkommen ist entweder unverändert hoch oder steigt sogar noch an.
Besonders frappierend dabei ist, dass diese Ungleichgewichte sich seit der Finanzkrise 2008 noch verstärkt haben. Wenn Politiker rund um den Globus eine Erholung der Wirtschaft abgefeiert haben, so war sie seitdem vor allem durch schlechtere Arbeitsbedingungen und Entlohnungen erkauft. Denn die Unternehmen setzten wie schon im 19. Jahrhundert offenbar lieber auf verstärkte Ausbeutung als auf Innovationen, um die Profite wieder nach oben zu treiben. Dabei muss man nicht erst nach China oder Indien gehen, um zu sehen, dass in der Arbeitswelt einiges im Argen liegt. Denn Angestellte ohne Tarifvertrag verdienen im Vergleich zu ihren gewerkschaftlich organisierten Kollegen immer weniger. Mehr als ein Fünftel macht der Lohnunterschied mittlerweile aus. Und die Krux an der Geschichte: Immer mehr Arbeitgeber scheren aus der Tarifbindung aus. So verhandelt in Westdeutschland nur noch jeder zweite Chef mit den Gewerkschaften, während es im Osten sogar nur jeder dritte ist. Für die Gewerkschaften hierzulande und anderswo ist es also höchste Zeit zu handeln.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.