Alles, nur keine Freiluftmuseen!
Tomas Morgenstern über lebendige Altstadtkerne in Brandenburg
Viele historische Altstadtkerne in Brandenburg sind heute vermutlich so ansehnlich wie nie zuvor in ihrer Geschichte, beinahe museal. Viel Geld und Mühe sind investiert worden, um Kriegsschäden, Bausünden und die Spuren von Verwahrlosung zu tilgen. Doch ganz gleich, ob in Rheinsberg, Bad Belzig, Herzberg oder Beeskow - überall mehren sich dennoch die Probleme mit Leerstand, verfallenden Wohn- und Geschäftshäusern und verlassenen Ladengeschäften. Probleme, die durchaus miteinander zusammenhängen, wie auch die AG »Städte mit historischen Stadtkernen« längst weiß. Manch einen Schandfleck kriegt man weg, wenn eine aufmerksame Stadtverwaltung rechtzeitig mit Auflagen reagiert. Doch was tun, wenn der Tante-Emma-Laden am Markt mit den Preisen der großen Einkaufsmärkte nicht mithalten kann und schließt? Was, wenn die Erben des Hausbesitzers dankend ablehnen, weil sie die denkmalgerechte Modernisierung nicht zahlen können oder wollen? Oder wenn einfach nicht genug Einwohner mehr da sind, um all die schönen Häuser zu bewohnen? Kommunen könnten das ihnen Mögliche tun, um für bezahlbare Mieten zu sorgen. Gut beraten wären sie auch, wenn sie günstige Bedingungen dafür schaffen, dass sich vielleicht traditionelles Handwerk, Boutiquen, Cafés und Kneipen - alles, wofür man keine große Lager- oder Verkaufsfläche benötigt - ansiedeln. Dass das klappt, kann keiner garantieren. Aber Städte und Dörfer waren zu keiner Zeit perfekt - ob man dort gern lebt, muss man auch spüren. Am Umgang der Leute miteinander und mit Fremden. Am Ton.
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