Kiva, Fetch und Freight
Die Automatisierung in der Logistikbranche schreitet voran. Es geht um Lagerkapazitäten, Kosteneffizienz - und die Zukunft von Beschäftigten
Amazon ist immer wieder wegen des Arbeitskampfes der Gewerkschaft ver.di um einen besseren Tarifvertrag in den Schlagzeilen. Auch die Arbeitsbedingungen beim Versandhändler sind oft ein Thema. Der Konzern ist allerdings auch, das hängt durchaus damit zusammen, wegen seiner Politik der Kostensenkung durch Automatisierung bekannt. Das klappt nicht immer und überall so, wie Amazon sich das wünscht. Aber die Entwicklung ist unaufhaltsam, welche Folgen das für die Beschäftigten hat, wird man sehen müssen.
»So weit, dass sie die menschlichen Angestellten ersetzen könnten, sind die Roboter aber längst nicht. Noch immer können die Blechmänner nicht jedes beliebige Objekt zuverlässig fassen und an einen anderen Platz legen«, schreibt jetzt die »Wirtschaftswoche« - in einem Beitrag, der einen Überblick über den zunehmenden Einsatz von Robotern beim dem Versandriesen und die Bemühungen um noch mehr Automatisierung gibt.
Anlass ist die die so genannte Picking Challenge des Konzerns, ein Technologie-Wettbewerb, den Forscher der TU Berlin mit ihrem Roboter gewonnen haben. Ziel war, »eine Reihe verschiedener Gegenstände mit einem künstlichen Arm aus einem Regal zu greifen und in eine Box zu legen«. Das ist keine leichte Übung, die Roboter mussten mit 25 verschiedenen Objekten klarkommen: mit einer Kekstüte, einer Klebstofftube, einem Becher aus Metall und so fort. Die Berliner schafften es, ihren Roboter fast alle Teile aus dem Regal holen zu lassen.
»Mit dem Wettbewerb verfolgt der Online-Händler ein ganz konkretes Ziel: Die möglichst vollständige Automatisierung seiner Logistik«, schreibt die »Wirtschaftswoche«. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Aber mindestens 15.000 Kiva-Robots hat Amazon schon in Betrieb – in den USA. Die sorgen für deutlich größere Lagerkapazitäten, sparen Wege ein - sie sorgen eben für Effizienz, senken Kosten, machen das Geschäft profitabler.
775 Millionen Dollar hatte sich Amazon die Übernahme des Herstellers Kiva Systems im Jahr 2012 kosten lassen. Aber: der Kiva-Robots sollen die Abfertigungskosten um bis zu 40 Prozent senken können. Auch in die »Picking Challenge« fließt Geld - allein der Sieger erhielt 20.000 US-Dollar als Prämie. Zum Einsatz kommt bereits auch Technik wie der Roboterarm »Robo-Stow«.
Und es könnten auch bald noch neue automatische Kollegen dazukommen: Das Unternehmen Fetch Robotics will Lager in nicht unabsehbarer Zeit ohne Menschen betreiben, berichtet »Technology Review«. Der Tenor wird Gewerkschafter so wenig erfreuen wie Beschäftigte: »Roboter müssten ja auch nicht auf die Toilette, zum Mittagessen oder zu einer Zigarettenpause. ›Und sie werden nicht müde.‹ Ein Lager, das fast nur aus Fetch und Freight besteht, müsste zudem nicht für Menschen gekühlt oder erwärmt werden, denn die Roboter vertragen auch extreme Temperaturen. Und dann wäre da noch ein anderer Vorteil: ›Roboter klauen nicht‹, sagt Wise.«
Die »Wirtschaftswoche« hatte vor einiger Zeit schon einmal einen Blick auf die potenziellen Folgen der Automatisierung in der Versandbranche geworfen. Ein Betriebsrat von Amazon wurde da mit den Worten zitiert. »Aus der Historie hinaus weiß man, dass dort, wo Roboter die Arbeit von Menschen übernehmen können, diese das auch irgendwann tun werden.«
Der Konzern sagt, es sei bisher kein Mitarbeiter wegen des Einsatzes von Robotern entlassen worden - die komplizierten Aufgaben könnten die maschinellen Kollegen nicht. Noch nicht, wie man mit Blick auf die »Picking Challenge« und Neuentwicklungen wie Fetch und Freight sagen könnte. In der Branche werde geschätzt, dass Roboter potenziell 25.000 menschliche Beschäftigte ersetzen könnten.
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