Gegen falsche Heldenverehrung

Aktuelle Ausstellung im Kieler »Flandernbunker« soll Kriegerdenkmale einordnen

  • Dieter Hanisch, Kiel
  • Lesedauer: 3 Min.
In Kiel nimmt eine Ausstellung Kriegerdenkmale, Mahnmale, Gedenkstätten sowie die Arbeit mit und zu diesen Orten in den Fokus. Sie ist bis zum 16. August zu sehen.

Der »Flandernbunker« ist ein ehemaliger Marinehochbunker an der Kieler Förde - ein authentisches Bauwerk aus der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs. Unter dem Titel »Unbequeme Denkmäler« nimmt dort seit Anfang Mai eine Ausstellung Kriegerdenkmale, Mahnmale, Gedenkstätten sowie die Arbeit mit und zu diesen Orten in den Fokus. Das regionale künstlerische Projekt leistet wertvolle Aufklärungsarbeit und ist noch bis zum 16. August zu sehen.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Landeskulturministerin Anke Spoorendonk (Südschleswigscher Wählerverband), die zur Eröffnung ein Plädoyer dafür abgab, die historische Bildung wachzuhalten. Maßgeblich beteiligt an dem Projekt sind der Lauenburgische Kunstverein, der Heimatbund, der Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg sowie der Kirchenkreis Lübeck/Lauenburg.

Den Anstoß für das Engagement gaben Nazi-Schmierereien an der Fassade des Ratzeburger Rathauses und Morddrohungen aus der rechen Szene gegen den dortigen Bürgermeister Rainer Voß Anfang 2012. Es blieb nicht bei Empörung und öffentlichem Protest, es begann auch eine Auseinandersetzung mit dem geistigen Rüstzeug der Neonazis und die Suche nach einer künstlerischen Antwort darauf. Als »Motor« fungierte dabei der Lauenburgische Kunstverein. Hinterfragt werden sollte, was Mahnmale und Denkmäler uns heute sagen können. Im Zentrum der Betrachtung stand dabei die Arbeit von Gedenkstätten einer Region, für die der aktuelle Landesverfassungsschutzbericht eine besonders rege rechte Szene feststellte. Im Ergebnis entstand eine Plakataktion unter dem Motto »Sich bekennen, sich benennen«, auch wurden Entwürfe für ein Friedensdenkmal präsentiert. Der Prozess der Auseinandersetzung ist für die Initiatoren noch nicht abgeschlossen, denn bislang gibt es jenes Friedensdenkmal nicht. Aktueller Stand ist das mehrheitliche politische Bekenntnis dafür in der Kreistagssitzung vom März dieses Jahres.

Die entstandenen Plakate wurden unter anderem an Denkmälern in der Region platziert. Sie sollen einen Kontrapunkt zur »Heldenverehrung« etwa an Kriegerdenkmalen bilden, zu unverständlichen wie missverständlichen Inschriften, um einer Vereinnahmung durch Neonazis etwas entgegenzusetzen.

Ein weiterer Aspekt der aktuellen Ausstellung widmet sich dem Schicksal eines Mädchens aus Mölln, das von den Nationalsozialisten zwangssterilisiert wurde. Die Künstlerin Eva Ammermann hat sich dazu im Rahmen eines Workshops gemeinsam mit Behinderten des Lebenshilfewerkes Mölln-Hagenow auf Spurensuche begeben.

Der jetzige Ort der Ausstellung ist mit Bedacht gewählt. Der »Flandernbunker« wurde 1943 von der Kriegsmarine errichtet, um deutsche Truppen zu schützen. Heute ist der Gebäudeklotz ein Ort der dauerhaften Erinnerung und ein Symbol für Kriegswahnsinn. Seit 2004 steht er unter Denkmalschutz. Unter der Regie des Vereins Mahnmal Kilian e.V. ist der Bunker zu einem Antikriegsmonument mit Strahlkraft geworden, in dem es auch regelmäßig Schülerführungen gibt. Flankiert wird die Ausstellung »Unbequeme Denkmäler« in Kiel von diversen Begleitveranstaltungen - mal mit politischem, mal eher kunsthistorischem Fokus.

Detaillierte Informationen zum Programm gibt es im Internet unter: www.mahnmalkilian.de

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