Left Forum: Von Ratlosigkeit geprägt

5000 Teilnehmer beim Left Forum in New York / 400 Veranstaltungen zu linker Politik in Europa und den USA

  • Lesedauer: 3 Min.
Am vergangenen Wochenende fand in New York das Left Forum statt. Diskutiert wurde die Rolle der Linken in der »Black lives matter« - Bewegung und die Politik von Syriza und Podemos in Europa.

Das Treffen nordamerikanischer Linker in New York ging am Sonntag mit offenen Fragen auseinander und war teilweise von Ratlosigkeit geprägt. Die vierhundert Einzelveranstaltungen, die das Left Forum am Wochenende im John Jay College auf der Westseite von Manhattan anbot, wurden von fast 5000 Teilnehmern besucht. Die Zahl ist seit den Rekordergebnissen, die sich infolge der Politisierung vieler jüngerer Aktivisten durch die Occupy Wall Street-Bewegung 2012 einstellten, im vierten Jahr konstant geblieben. Das Left Forum blieb ebenfalls konzeptionell unverändert. Die Themenstellungen und Arbeitsgruppen ergeben sich nach dem Prinzip: wer etwas zu sagen hat und darüber diskutieren will, bekommt einen Raum zur Verfügung gestellt. Einzig die Eröffnungsveranstaltung, das Samstagsplenum und das Schlusspodium am Sonntag wird von den Left Forum Organisatoren inhaltlich festgelegt.

So ging es am Freitag mit Vertretern von Syriza und Podemos um linke Politik in Europa und am Samstag um die Bestandsaufnahme und Perspektiven der der »Black Lives Matter«-Bewegung nach den massiven Protesten in Ferguson und Baltimore gegen Polizeigewalt.

Schließen sollte das Left Forum am Sonntag mit der Diskussion über eine US-weite, koordinierte linke Politik (»A National Left Politics?«). Doch da die beiden linken Haudegen Stanley Aronowitz aus New York und Tom Hayden aus Kalifornien – letzterer wegen eines Schlaganfalls – verhindert waren, geriet die Schwerpunktsetzung aus den Fugen. Dominiert wurde das Podium von Vertretern der »Black Lives Matter«-Bewegung. Der aus Ferguson angereiste Reverend Osagyefo Sekou ging die akademische und organisierte, mehrheitlich von Weißen geprägte Linke scharf an. Diese könne die Wut und die Angst, die hinter dem »Fuck the police« der afroamerikanischen Jugendlichen steht, überhaupt nicht nachvollziehen, weil sie sich in einer sozial, ökonomisch und in Punkto Rassismus anderen, nämlich priviligierten Lebenswelt bewege, sagte Sekou. Die Linke solle sich beim nächsten »toten schwarzen Baby, das niedergeschossen wurde, auf Demonstrationen zeigen, aber dabei die Klappe halten.« Das Auftreten vieler weißer Linker, »die den schwarzen Kids mangelndes Klassenbewusstsein vorwerfen«, sei unerträglich gewesen. Alicia Garca, die die Bewegung mit aus der Taufe gehoben hatte, berief sich auf ihre Organisationserfahrungen in der Occupy Wall Street-Bewegung. In der Frage der Bündnispartnerschaft verwies sie statt auf die US-Linke auf schwarze Organisationen, etwa auch der »Black Lives Matter«-Gruppierungen im Ausland.

Glen Ford von der viel gelesenen, schwarzen linken Webseite »Blackagenda Report« attackierte das Engagement einiger Linker für den sozialistischen Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders, der innerhalb der Demokratischen Partei gegen Hillary Clinton antritt. Man dürfe sich über die Partei und Clinton keine Illusionen machen, meinte Ford. »Linke« Kandidaturen innerhalb der Partei und ihre Unterstützer würden letztendlich »verschluckt«, die Partei sei für Linke und Afroamerikaner »eine Falle«. Da Ford eine Alternative schuldig blieb, löste sich das Abschlussplenum ratlos auf.

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