Keine Halle für Aufsteiger

Die Handballer des ThSV Eisenach sind zurück in der Bundesliga, ihre Arena hat aber keine Lizenz bekommen

  • Torsten Teichert, Eisenach
  • Lesedauer: 3 Min.
Der ThSV Eisenach hat seine Rückkehr in die Bundesliga perfekt gemacht. Nun kämpft der Traditionsverein um seine Spielstätte.

Die Fans des Handball-Traditionsvereins ThSV Eisenach verwandelten die Werner-Aßmann-Halle schon Minuten vor dem Abpfiff in ein Tollhaus, dann floss das Bier. Nach der vorzeitig perfekt gemachten Erstliga-Rückkehr gegen Baunatal (36:22) kündigte ThSV-Präsident Gero Schäfer einen »Kampf bis zum letzten Blutstropfen« mit der Handball Bundesliga GmbH (HBL) für eine Sondergenehmigung zum Verbleib in der kultigen Spielstätte an.

»Wir haben auf unseren Einspruch gegen den Lizenzentscheid noch keine Reaktion erhalten«, sagte Schäfer mit Blick auf HBL-Justiziar und Torwartlegende »Hexer« Andreas Thiel: »Offenbar werden unsere Argumente aber nicht einfach abgeschmettert. Wir hoffen nun auf eine baldige Schiedsverhandlung.«

Streitpunkt ist eine fehlende Tribüne, die ab Mai 2016 im Zuge einer fünf Millionen Euro teuren Hallenerweiterung angebaut werden soll. Dieser späte Termin hängt mit dem noch nicht verabschiedeten Finanzhaushalt der thüringischen Landesregierung zusammen. Der Freistaat übernimmt den Hauptteil, Ministerpräsident Bodo Ramelow (LINKE) steht im Wort - und gratulierte immerhin per SMS zum Aufstieg.

Der von den Fans gefeierte Trainer Velimir Petkovic formulierte einen Appell an die HBL. »Wir müssen in dieser Halle spielen. Diese Menschen hier sind begeistert für den Handball - ihnen darf man diese Freude nicht nehmen«, sagte der 58-Jährige fast pathetisch.

Der im Oktober geholte Petkovic, der in seiner Trainerlaufbahn auch schon drei Europacup-Gewinne feierte, brachte die Mannschaft nach einem Fehlstart wieder auf Vordermann. »Er ist einer der Top-Trainer in Europa. Seine Verpflichtung war ein richtiger Schachzug«, meinte Präsident Schäfer. »Mit ihm haben wir die Kurve bekommen.«

Nun muss also »nur« noch das Hallenproblem gelöst werden. »Hier in Eisenach wird Handball gelebt, da muss auch hier gespielt werden«, sagte Schäfer. Der ThSV könne nicht mit einem der Retortenvereine in einer der großen Hallen verglichen werden. Einen Zwangsumzug dürfe es nicht geben. Mit diesen Worten stürzte sich der Geschäftsmann ins Party-Getümmel der über 3000 Anhänger.

Die hatten nach dem Abpfiff mit tosendem Beifall acht zum Teil langjährige Lieblinge verabschiedet. So verlassen Tomas Sklenak (Hüttenberg), Hannes Jon Jonsson (Wien), Rene Villadsen (Melsungen) und Bjarki Elisson (Berlin) Thüringen. Der Umbruch ist also in vollem Gange. Gerade wurde die Verpflichtung des russischen Rückraumspieler Azat Valiullin (25) aus Tscheljabinsk perfekt gemacht.

»Ich hätte gern zwei drei der Abgänge behalten. Aber gegen große Vereine können wir nicht mithalten«, sagte Petkovic und kündigte an: »Wir werden noch zwei richtig gute Spieler holen. Natürlich geht es für einen Aufsteiger zunächst um den Klassenerhalt. Wir wollen in der kommenden Saison nicht der Punktelieferant sein. Und zwar in keiner Halle - in dieser hier sowieso nicht.« dpa/nd

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