30 Millionen für die Rana-Plaza-Opfer
Nach langer Verzögerung durch die Textilbranche ist der Fonds nun gefüllt
Genf. Die Opfer des Fabrikeinsturzes von Rana Plaza in Bangladesch sollen laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in den kommenden Wochen weitere Entschädigungen erhalten. Durch eine anonyme Spende von 2,4 Millionen US-Dollar habe der Kompensationsfonds für die Opfer die benötigten 30 Millionen Dollar erreicht, teilte die ILO am Dienstag in Genf mit.
ILO-Generaldirektor Guy Ryder sprach von einem »Meilenstein«. Es blieben aber noch viele Herausforderungen. »Wir müssen jetzt zusammen daran arbeiten, dass solche Unglücke in der Zukunft verhindert werden können und dass ein nationales Versicherungssystem für Arbeitsunfälle eingeführt wird«, erklärte Ryder.
Rund 2800 Überlebende und Angehörige des Unglücks in der Textilindustrie von 2013 hatten laut der UN-Organisation Anträge auf Entschädigung gestellt. Rund 70 Prozent der beantragten Gelder seien bereits ausgezahlt worden. Im Koordinationskomitee für die Entschädigungen vertreten sind neben der ILO auch Bangladeschs Regierung, Firmen, Beschäftigte, Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen. Bei dem Einsturz des neungeschossigen Rana-Plaza-Gebäudes nahe der Hauptstadt Dhaka am 24. April 2013 wurden etwa 1200 Arbeiterinnen und Arbeiter getötet, Hunderte wurden verletzt.
An dem Entschädigungsfonds beteiligten sich nach ILO-Angaben auch deutsche Firmen wie KiK und C&A, die jeweils eine Million Dollar einzahlten. Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen hatten immer wieder die mangelnde Bereitschaft großer Textilfirmen kritisiert, in den Fonds einzuzahlen.
Die vollständige Entschädigung der Opfer wertete die Kampagne für Saubere Kleidung nun als »Durchbruch für Gerechtigkeit« und sprach von einem Erfolg der öffentlichen Proteste vor Filialen der verantwortlichen Markenfirmen sowie der Onlinepetitionen, an denen sich über eine Million Menschen beteiligten. »Ohne die Unterstützung der vielen Bürgerinnen und Bürger wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen«, sagte Berndt Hinzmann von der entwicklungspolitischen Organisation Inkota. »Das ist ein Beweis dafür, dass solidarisches Handeln etwas verändern kann.« Der Aktivist forderte die Politik auf, verbindliche Instrumentarien für die Entschädigung, Haftung und Sorgfaltspflicht von Unternehmen und Händlern zu entwickeln.
Das Fabrikunglück hatte ein grelles Licht auf die Sicherheitsprobleme in den Textilfabriken von Bangladesch geworfen, das nach China weltweit die Nummer zwei der Textilexporteure ist. Rund vier Millionen Beschäftigte arbeiten im Textilsektor des südasiatischen Landes. Die meisten westlichen Modekonzerne lassen in Bangladesch fertigen. Die vier Millionen Arbeiter in den mehr als 4000 Textilfabriken des Landes bräuchten dringend Schutz. Das Unglück von Rana Plaza führte dazu, dass die Kontrollen der Fabrikgebäude verstärkt und die Löhne angehoben wurden. Vergangene Woche wurden 41 mutmaßliche Verantwortliche des Fabrikeinsturzes wegen Mordes angeklagt. Agenturen/nd
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