Ungenügend

Katja Herzberg zum Streit Athens mit Brüssel über ein Abkommen

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.

Kaum war die Eilmeldung, Griechenland habe ein neues Papier mit Reformvorschlägen an seine internationalen Gläubiger geschickt, in der Welt, hieß es aus dieser Tage gern zitierten Kreisen, diese würden nicht ausreichen. Wirklich ungenügend ist jedoch nur eine derartige Berichterstattung. Denn sie wird weder den Bemühungen der griechischen Regierung noch der komplexen Interessenlage der Gläubiger und schon gar nicht der Lage der Menschen in Hellas gerecht.

Der Durchbruch in den Gesprächen könnte schon an diesem Mittwoch gelingen. Dafür leisteten Vertreter aus Athen und von der EU die Vorarbeit. Das neue Papier ist nur ein Teil im Verhandlungspuzzle. Griechenland hat damit erneut gezeigt, dass es an einer Lösung interessiert ist. Keiner würde mehr unter dem Ausscheiden des Landes aus der Eurozone leiden als der Mittelmeerstaat selbst. In Kommentaren aus nord- und westeuropäischer Sicht wird dieser Umstand nicht selten unterschlagen. Tsipras und seine Kollegen haben jedoch täglich vor Augen, was die Krise und die verfehlten Reaktionen darauf in ihrem Land angerichtet haben.

Bis eine Lösung gefunden ist - oder von selbst eintritt - wird die griechische Regierung daher zuallererst für die Menschen streiten, die sie vertritt. Das darf ihr nicht zum Vorwurf gemacht werden. Genauso wenig wie der bisher ungenügende Fortschritt im Verhandlungsmarathon. Denn dass sich die Krise in Griechenland durch jenen verschärfte, statt dem Land eine Perspektive zu verschaffen, liegt sicher nicht im Interesse von Tsipras und Co.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.