Potenzielle Angsträume beseitigen

Bezirksstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg stellt sein Parkkonzept für den »Görli« vor

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.
Bezirksstadtrat Hans Panhoff (Grüne) hat viele Pläne für die Um- und Neugestaltung des Görlitzer Parks. Sauber, übersichtlich und sicher soll es werden. Wie immer fehlt dafür das Geld.

»Wenn ein dominantes Problem wie der Drogenhandel nicht beseitigt werden kann, dann sollten wir wenigstens die anderen Probleme angreifen«, sagt der Grüne Bezirksstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg Hans Panhoff. Er führt an diesem Mittwochvormittag durch den Görlitzer Park, um den Stand der Dinge bei der Lösung der anderen Probleme vorzustellen und zu erklären, was weiter geschehen soll.

Da ist zum Beispiel die Sache mit dem Müll. Seit Mai werden die Mülleimer täglich geleert und zweimal wöchentlich gibt es eine Flächenreinigung. »Wir wollen damit der Verwahrlosung entgegenwirken«, sagt Panhoff. Tatsächlich wirkt der Park aufgeräumt. Zumindest auf den ersten Blick. Panhoff zeigt auf den Boden und sagt: »Feinmüll«. Damit sind Dinge wie Kronkorken oder Zigarettenstummel gemeint, für deren Beseitigung die Zeit nicht reicht. 95 000 Euro hat der Bezirk in diesem Jahr für die Reinigung allein des Görlitzer Parks eingeplant, ein Viertel mehr als 2014. »Eigentlich haben wir das Geld natürlich nicht, denn für alle Grünflächen des Bezirks stehen insgesamt nur 500 000 Euro zur Verfügung«, sagt Axel Koller vom Grünflächenamt.

Öffentlichkeitswirksamer Beginn der Parksanierung war der von vielen Anwohnern stark kritisierte radikale Rückschnitt vieler Büsche im November letzten Jahres. »Das war keine Rodung, wie von vielen behauptet«, sagt Panhoff und zeigt bei dem Rundgang immer wieder auf Stellen, an denen die Büsche wieder grünen und sprießen. Zum Beweis zückt er Vergleichsbilder. Neben viel Grünabfall sei auch »Lkw-weise« anderer Müll zum Vorschein gekommen. Von Dosen bis Matratzen sei alles dabei gewesen.

In diesem Jahr stehen vor allem noch Änderungen an verschiedenen Parkeingängen an. Mehrere kleine Eingänge sollen geschlossen, andere dafür verbreitert oder besser einsehbar gemacht werden. Fast 700 000 Euro werden dieses Jahr in den Görli investiert. Wie bei den Rückschnitten der Büsche oder dem Zuschütten des ehemaligen Hohlwegs ist dabei einerseits Ziel, potenzielle Angsträume zu beseitigen. Andererseits geht es natürlich auch darum, den Park für die Polizei besser kontrollierbar zu machen. Spätestens im Oktober soll die Stelle eines Parkmanagers ausgeschrieben werden, der 2016 sein Büro direkt im Park beziehen soll. Kommunikation und Koordination in allen Richtungen ist das Aufgabengebiet. »Die Person sollte etwas von Parks verstehen, aber auch kommunizieren können, am besten mehrsprachig; ein echter Allrounder eben«, sagt Panhoff. Um die 75 000 Euro pro Jahr sind dafür vorgesehen. Ein weiterer Schritt wären Parkläufer, Personen die jenseits von Polizei und Ordnungsamt Besucher auf die Regeln hinweisen. »Leider ist das noch nicht finanziert«, so Panhoff.

»Unser Credo ist, dass niemand ausgeschlossen wird«, sagt der Bezirksstadtrat. »Wir wollen aber auch nicht, dass Kinder und Eltern den Park meiden, weil andere Gruppen so dominant sind.«

Lorenz Rollhäuser von der Anwohnerinitiative ist von der neuen Sauberkeit im Park durchaus angetan. »Auch die Parkkoordinatorenstelle ist super«, sagt er. Doch eigentlich müsste der ganze Prozess, was geschehen soll, neu aufgerollt werden. »Das ist hier alles Stückwerk, aber es gibt keine Idee, was das Konzept werden soll«, findet er. Sehr wichtig wären seiner Ansicht nach vor allem die Parkläufer, für die aber noch kein Geld in Aussicht ist. »Wir brauchen auch Möglichkeiten für die Afrikaner, Geld zu verdienen, ohne Drogen zu verkaufen. Die machen das doch auch nicht zum Spaß.« Und da ist er dann bei der Bundespolitik gelandet.

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