Erschreckend erfolglos
NADA stagniert im Kampf gegen Sportbetrug und hofft auf das Anti-Doping-Gesetz
Die Nationale Anti Doping Agentur (NADA) blickt nicht nur wegen der geplanten Einführung des Anti-Doping-Gesetzes optimistischer denn je in die Zukunft, ihre Bilanz bleibt jedoch extrem mager. Von 8652 Trainingskontrollen im Jahr 2014 führten ganze drei zu Sanktionen. Das entspricht der niederschmetternden Quote von 0,035 Prozent. Sanktioniert wurden Sportler aus der Deutschen Eishockey Liga, der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft und aus dem Deutschen Volleyball-Verband. Drei weitere Verfahren aus Trainingskontrollen laufen noch.
Damit stagniert die NADA in dem wichtigen Bereich der Trainingskontrollen - viele Experten sehen dort das bei weitem größte Potenzial für einen erfolgreicheren Anti-Doping-Kampf - auf extrem niedrigem Niveau. Auch in den Vorjahren lag die Erfolgsquote unter 0,1 Prozent, 2013 etwa bei 0,086 Prozent. Insgesamt sanktionierte die NADA 2014 22 Athleten, wie in den Vorjahren wurden die meisten bei Wettkampfkontrollen erwischt.
Die NADA-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann gab sich am Dienstag im Rahmen der Bilanzpressekonferenz in Bonn durchaus selbstkritisch. Von ihrer alten Taktik, die Bilanz mithilfe des angeblich so hohen Abschreckungseffekts durch die Vielzahl an Kontrollen positiv zu verkaufen, hat sich die ehemalige Basketball-Nationalspielerin verabschiedet. »Wir müssen das Dopingkontrollsystem noch stärker verbessern. Wir müssen die Lücken schließen, es muss aber auch die internationale Chancengleichheit gegeben sein«, sagte Gotzmann. Der neue WADA-Code schaffe dafür »deutlich bessere Voraussetzungen«. Studien der deutschen Sporthilfe sowie aus den Niederlanden, die auf einen Anteil dopender Spitzensportler von mindestens vier bis sechs Prozent schließen lassen, bezeichnete Gotzmann als »seriös«: »Da müssen wir hinkommen.«
Den Entwurf des Anti-Doping-Gesetzes begrüßte die NADA-Spitze ausdrücklich, den geplanten Datenaustausch mit staatlichen Ermittlungsstellen bezeichnete Gotzmann gar als »elementar«. In der Tat liegt darin eine große Chance: durch effektivere Zielkontrollen auf Zuruf der Staatsanwaltschaften. Einen Tag vor der öffentlichen Anhörung zum Anti-Doping-Gesetz vor dem Bundestags-Sportausschuss versuchte Gotzmann zudem, die zuletzt hochgeschlagenen Wogen zu glätten: »Die Diskussion über Besitzstrafbarkeit ist emotional aufgeladen. Wir müssen Vertrauen schaffen.« Ihr Vorstandskollege Lars Mortsiefer betonte: »Ein sauberer Sportler muss sich bei neuer Gesetzeslage keine Gedanken machen, strafrechtlich belastet zu werden.« Diskus-Olmypiasieger Robert Harting befürchtet hingegen, künftig schon belangt zu werden, wenn ihm jemand eine falsche Ampulle in die Sporttasche steckt.
Wohl vor allem die Tatsache, dass die NADA dank der Verankerung ihrer Finanzierung im Koalitionsvertrag erstmals in ihrer 13-jährigen Geschichte sorgenfrei wirtschaften kann (Etat 2015: 9,8 Millionen Euro), hinterließ den Eindruck, bei ihr herrsche eine Mischung aus Gelassenheit und Tatendrang vor. Gotzmann: »Die Aussichten für die Zukunft sind besser als je zuvor.« SID/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.