Fußball lebt – der Journalismus auch

Das Magazin »Zeitspiel« ist ein Geschenk für all die Leute, denen am modernen Fußball etwas Wesentliches fehlt. Und es ist eine Zumutung, denn wohlfeile Nostalgie wäre den beiden Machern zu langweilig. Am 22. Juni erscheint es erstmals.

Der 22. Juni ist ein guter Tag für den Fußball und seine Fans – und wenn nur ein paar tausend Menschen, die sich als solche begreifen, das auch so sehen, dann ist eigentlich alles gut. Denn dann hätte das Magazin »Zeitspiel«, das an diesem Montag erstmals erscheint, schon genügend Abonnenten beisammen, um ein Print-Magazin am Leben zu halten, das das wie kaum ein anderes verdient hätte.

Schon die Erstausgabe, die am Wochenende bei einer Feier des Göttinger Werkstatt-Verlages erstmals verteilt wurde, sorgt für selige Seufzer und wohliges Behagen bei all den Menschen, die sich schon mal bei ein paar Gefühlsregungen ertappt haben, die anno 2015 nicht so ganz gesellschaftsfähig erscheinen: Ja, man kann bei einem Oberligaspiel mehr mitfiebern als bei einem Champions-League-Spiel. Ja, man kann sehr traurige und sehr folgenreiche Gedanken haben, wenn bei einem Bundesligaspiel der Eckball von der örtlichen Groß-Brauerei präsentiert wird und die Ekel-Wurst nur mit vereinseigener Cashcard bezahlt werden kann. Und ja, man kann finden, dass die Zeiten, in denen das alles noch nicht so war, die spannenderen Geschichten barg. Oder fallen Ihnen viele Profis ein, mit denen sie sich einen spannenden Abend bei ein paar Pils und lustigen Geschichten aus deren Munde vorstellen könnten?

Die beiden Macher des »Zeitspiel«-Magazins sind jedenfalls prädestiniert dafür, etwas Neues in Sachen Altem zu wagen. Frank Willig und Hardy Grüne, die Enzyklopädie auf zwei Beinen, halten es mit Arminia Hannover, Göttingen 05 und En Avant Guingamp und stehen mit ihrer Biographie für genau den Anspruch, den das Magazin garantiert: »Uns geht es nicht um eine eindimensionale nostalgische Erinnerung im Sinne von «früher war alles besser», sondern um einen lebendigen, traditionsreichen und vor allem überlebensfähigen Fußball, der sich selbstbewusst und zukunftsgerichtet auf seine Wurzeln und Traditionen beruft und damit eine klare Position im «modernen Fußball» erreicht.«

Gesagt, getan. Die Erstausgabe wartet nicht nur mit sorgfältig recherchierten Stories über Traditionsvereine und die »Geschichte der Pleiten« auf, sondern analysiert die Malaise des unterklassigen Fußballs gleich mit: »Überleben im Turbokapitalismus«, heißt der fulminante Titel und wer das »Zeitspiel« nach 92 Seiten weglegt, weiß plötzlich wieder, was für ein tolles Metier der Journalismus sein kann, wenn er Leuten, die etwas zu sagen haben, ermöglicht, etwas zu sagen.

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