Keine Fans, kein Problem
Vor ein paar Tagen bin ich beim Blick in die Zeitung auf ein Wort gestoßen, das mich staunen machte: »Politikverdrossenheit«. Eine solche soll doch tatsächlich ein paar Menschen in diesem Land befallen haben, las ich. Diese Menschen tun dann völlig absonderliche Dinge, las ich weiter: Wenn eine Wahl ansteht, ignorieren sie das. Unglaublich. Oder sie gehen hin und wählen voller Undank komische Parteien. Also andere als CDU/CSU und SPD.
Dabei reicht zur Lobpreisung unserer politischen Eliten doch schon ein einziges Argument. Es ist ihre Problemlösungskompetenz, die sie allerorten, vor allem aber in der Welt des Sports Tag für Tag unter Beweis stellen. Das neueste Beispiel: Die Innenministerkonferenz erwägt bei so genannten »Hochrisikospielen«, das Kontingent für Auswärtsfans zu reduzieren, um die Zahl der Straftaten und Ordnungswidrigkeiten zu reduzieren. Juhu, Problem erkannt, Problem gebannt. Es lebe die Politik.
Doch anstatt den Herren Ministern (Innenministerinnen gibt es nicht) Lob, Preis und Manna angedeihen zu lassen, kommentiert selbst der der Neutralität verpflichtete Sportinformationsdienst, das sei »fragwürdig«.
Dabei gehen die Minister nur nicht weit genug. Schließlich ließe sich...
- die Zahl der Verkehrstoten drastisch reduzieren, wenn man ein allgemeines Ausgehverbot von 0 bis 24 Uhr verhängen würde.
- die Zahl der unternehmerfreundlichen EU-Richtlinien drastisch reduzieren, wenn man alle Lobbyisten aus Brüssel ausweisen würde. Zumal es dort dann so menschenleer wäre wie auf deutschen Straßen nach dem Ausgehverbot, was wiederum der belgischen Unfallstatistik zugute käme.
- Die Proteste und Demonstrationen gegen die Treffen der Großen durch Bannmeilen eingehegt werden, die 50 Kilometer nicht unterschreiten sollten (dankenswerterweise bereits weitgehend umgesetzt)
- Die Aufklärungsquote bei Einbrüchen drastisch erhöhen, wenn alle Parterre-Fenster mit Selbstschussanlagen ausgerüstet würden.
- Die Zahl der Enthauptungen in Frankreich drastisch verringert werden, wenn man Gaswerke und andere öffentliche Einrichtungen künftig ohne Angestellte und Vorgesetzte betreibt.
Sie sehen: Die deutschen Innenminister haben gerade erst angefangen, gute Ideen zu entwickeln. Als gute Deutsche werden wir sie nach Kräften unterstützen. Der Rest bleibt verdrossen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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