Europa will Kampf gegen Terror in Tunesien unterstützen
Tunesische Polizisten nehmen Verdächtigen fest
Sousse. Nach dem blutigen Anschlag auf Touristen in Tunesien haben Deutschland, Frankreich und Großbritannien dem Land Hilfe im Kampf gegen den Terrorismus versprochen. »Wir sind hierher gekommen, um Solidarität zu zeigen mit dieser jungen und immer noch verletzlichen Demokratie«, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière am Montag in Sousse. »Wir sind entschlossen zu zeigen, dass Freiheit stärker ist als Terrorismus.« Zusammen mit seinen Kollegen aus Frankreich und Großbritannien besuchte de Maizière den Tatort in dem Badeort, wo die Minister Blumen niederlegten.
Ein tunesischer Student hatte am Freitag in Sousse 38 Menschen erschossen, bevor er selbst getötet wurde. Laut dem tunesischen Gesundheitsministeriums wurden bislang 20 Opfer identifiziert.
De Maizière betonte, Deutschland unterstütze die Maßnahmen Tunesiens zum Schutz der Touristen. »Wir wissen um die Bedeutung des Tourismus für Tunesien, haben aber auch Verantwortung gegenüber dem Schutz deutscher Staatsbürger.« Er versprach: »Wir geben unsere Reiseempfehlungen verantwortungsvoll und umsichtig.«
Deutschland rät nicht generell von Reisen nach Tunesien ab, empfiehlt aber Besuchern »besondere Vorsicht«. Deutschland und Großbritannien wollen ihre Reiseempfehlungen in den nächsten Tagen gemeinsam überarbeiten.
Es ist schon der zweite Tunesien-Besuch de Maizières in diesem Jahr. Vor genau drei Monaten nahm er an einem Trauermarsch für die Opfer des Terroranschlags auf das Bardo-Nationalmuseum in Tunis teil. Dschihadisten hatten dort am 18. März mehr als 20 Menschen getötet - die meisten waren ausländische Urlauber.
Erst am Wochenende hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel dem tunesischen Präsidenten Beji Caid Essebsi weitere Unterstützung im Anti-Terror-Kampf zugesichert. Deutschland hilft bereits bei der Weiterbildung der Sicherheitskräfte und lieferte unter anderem Wärmebildkameras und Schutzwesten zur Sicherung der Grenzen.
Die britische Innenministerin Theresa May betonte in Sousse: »Wir werden gemeinsam daran arbeiten, unsere Werte zu verteidigen.« Der britische Premierminister David Cameron bezeichnete die Dschihadisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als »existenzielle Gefahr«. »Es wird der Kampf unserer Generation sein, und wir müssen ihn kämpfen mit all unseren Mitteln«, sagte er dem BBC-Hörfunk.
Tunesien hat seit dem Sturz des Langzeitherrschers Zine el Abidine Ben Ali 2011 zunehmend mit islamistischen Fanatikern zu kämpfen. An der algerischen Grenze kommt es regelmäßig zu Zusammenstößen zwischen Islamisten und den Sicherheitskräften. Aus dem kleinen Land sollen zudem bereits mehr als 3000 Menschen als Kämpfer in den »Dschihad« nach Syrien und in den Irak gezogen sein.
Nach dem blutigen Terroranschlag in einem tunesischen Badeort mit 39 Toten hat die Polizei mehrere Verdächtige festgenommen. Die Sicherheitskräfte würden jeden verfolgen, der in das Attentat verstrickt sei, sagte der tunesischen Innenminister Mohamed Najem Gharsalli am Montag in Sousse.
Die Verdächtigen gehörten zu einem Netzwerk, das den Attentäter unterstützt habe. Einzelheiten nannte Gharsalli nicht, auch nicht die Zahl der Festgenommenen. Ein 24 Jahre alter Student hatte am Freitag in Sousse 28 Touristen erschossen, bevor er selbst getötet wurde.
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