Bahn und Lokführer kriegen die Kurve
Schlichtung führt zu Kompromiss nach neun Streiks und einjährigem Arbeitskampf
Berlin. Der fast ein Jahr andauernde Tarifkonflikt zwischen der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) und der Deutschen Bahn ist vorbei. Das gaben die beiden Schlichter, der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linkspartei) und der ehemalige brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), am Mittwoch in Berlin bekannt. Dem Ergebnis vorausgegangen waren neun Streiks bei der Bahn sowie etliche Verhandlungstage bis zur fünf Wochen dauernden Schlichtung.
»Wir haben einen Abschluss mit Vernunft und Augenmaß hingekriegt«, sagte Platzeck. Dieser umfasst 16 Tarifverträge auf 450 Seiten. Es seien äußerst schwierige Gespräche gewesen, berichteten beide Schlichter. Der frühere Gewerkschaftssekretär Ramelow sagte über die Verhandlungen: »Es überschreitet alles, was ich hier erlebt habe.«
Die Beschäftigten bekommen in zwei Stufen insgesamt 5,1 Prozent mehr Geld, im Januar 2018 wird die Wochenarbeitszeit um eine Stunde auf 38 gesenkt. Überdies haben sich Bahn und GDL auf den Abbau der rund eine Million Überstunden bei Zugbegleitern und Lokführern geeinigt. Dafür sollen 300 Lokführer und 100 Zugbegleiter eingestellt werden. In ihrem Kernanliegen, der Ausweitung ihres Einflussgebietes, konnte sich die GDL ebenfalls durchsetzen. Die Tarifverträge gelten für Lokführer, Zugbegleiter, Bordgastronomen, Disponenten und Lokrangierführer, die überdies künftig genau so wie Lokführer im Personenverkehr entlohnt werden.
Die Bahn kann ihrerseits als Erfolg verbuchen, dass es keine konkurrierenden Tarifverträge im Betrieb gibt. Die Entgelterhöhung entspricht der, die die konkurrierende DGB-Eisenbahngewerkschaft EVG kürzlich ausgehandelt hat. Über die Arbeitszeitverkürzung will die Bahn mit der EVG ebenfalls bis 2018 reden. jme Seiten 4 und 6
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.