Kind oder Karriere
Studie: Frauen in Führungspositionen meist unverheiratet
Kind und Karriere - für viele Frauen sind dies immer noch unvereinbare Gegensätze. »Zwar sind in den vergangenen Jahren immer mehr Frauen in Führungspositionen gekommen, doch gibt es keinen Anlass sich auszuruhen«, sagt Elke Holst vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Dort ist sie als Forschungsdirektorin Gender Studies die Expertin in Sachen Gleichstellung und Geschlechterforschung. Zusammen mit zwei weiteren Forscherinnen erstellte sie den »Führungskräfte-Monitor 2015«, der am Dienstag veröffentlicht wurde.
Demnach waren im Jahr 2013 rund 29 Prozent der leitenden Angestellten Frauen. Dies sind zwar sieben Prozent mehr als im Jahr 2001. »Seit Mitte der 2000er Jahre hat sich der Anstieg jedoch verlangsamt«, so Holst. Zudem verwendet sie in ihrer Studie eine relativ breite Definition von Führungskräften. Demnach sind in der Privatwirtschaft nicht nur solche Angestellte Führungskräfte, die umfassende Führungsaufgaben haben oder in sonstigen Leitungsfunktionen arbeiten, sondern auch jene, die hoch qualifizierte Tätigkeiten ausüben. Auf knapp vier Millionen Angestellte trifft dies hierzulande zu.
Dabei sitzen Frauen meist auf schlechteren Führungspositionen als Männer. So sind ihnen mit durchschnittlich 20 Mitarbeitern deutlich weniger unterstellt als den männlichen Kollegen (27 Untergebene). Auch macht die Verdienstlücke im Durchschnitt 20 Prozent aus. Nimmt man für deren Berechnung indes den sogenannten Median, also jenen Verdienst, bei dem genau die eine Hälfte mehr und die andere weniger verdient, so beträgt die Einkommenslücke sogar 29 Prozent.
Ein wichtiger Grund, warum Frauen in Führungspositionen noch immer in der Minderheit sind, dürften ihre langen Arbeitszeiten sein. Mit durchschnittlich 45 Wochenstunden arbeiten sie nur eine Stunde weniger als ihre männlichen Chefkollegen, wobei sowohl Männer als auch Frauen gerne ihre Arbeitszeit um sieben bis acht Wochenstunden verkürzen würden.
Doch während es bei den Männern wohl eher darum geht, etwas mehr unbeschwerte Zeit mit den Kindern zu verbringen, wollen Frauen die Doppelbelastung von Beruf und Familie etwas mindern. »Auch in Führungsetagen wird die Hausarbeit noch sehr traditionell gestaltet«, erklärt Mitautorin Anne Busch-Heizmann. So leisten etwa 82 Prozent aller vollzeiterwerbstätigen Frauen in Führungsposition neben ihrer Arbeit im Büro an Werktagen mindestens noch eine Stunde Hausarbeit. Bei Männern sind es nur 54 Prozent.
Das hat Auswirkungen auf den Lebensstil der Frauen in Chefetagen: Sie haben weitaus seltener Kinder als ihre Vorstandskollegen. 71 Prozent von ihnen leben ohne Kinder unter 16 Jahren in einem Haushalt, bei den Männern sind es lediglich 63 Prozent. Zudem sind weniger als die Hälfte der Führungsfrauen verheiratet, während es bei den Männern 62 Prozent sind. Dafür ist der Anteil der Frauen in den Chefetagen, die Singles sind, mit 20 Prozent höher als jener der Männer.
Forscherin Holst schlägt deshalb einen Fünf-Punkte-Plan vor, mit dem mehr Frauen in Führungspositionen gehievt werden sollen. Demnach sollen die Unternehmen nicht nur ihre interne Kultur ändern sowie leitende Positionen transparenter besetzen. Es soll zum Beispiel auch die Personalentwicklung auf verschiedene Lebenslaufmodelle und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ausgerichtet werden. Schließlich beginnt die Karriere meist im selben Alter, in dem auch eine Familie gegründet wird.
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