Abrüstung in Gorleben

Teile des oberirdischen Bergwerks sollen verschwinden - Umweltschützern geht das aber nicht weit genug

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Betriebsrat des Endlager-Erkundungsbergwerks in Gorleben ist sauer. Er wurde nicht in die neuen Abrisspläne einbezogen. Umweltschützer wollen die Schächte indes zugeschüttet wissen.

In Gorleben wird abgerüstet. Mehrere oberirdische Gebäude des Endlager-Erkundungsbergwerks sollen abgerissen, andere einer alternativen Nutzung zugeführt werden. Auch die martialischen Sicherheitsanlagen um das Areal im Gorlebener Wald werden zurückgebaut. Während die Maßnahmen dem Betriebsrat des Bergwerks viel zu weit gehen, gehen sie den Atomkraftgegnern nicht weit genug.

Seit Ende der 1970er Jahre wird der Gorlebener Salzstock auf seine Tauglichkeit als mögliches Endlager für hoch radioaktiven Atommüll geprüft. Kritiker bezweifeln längst die Eignung: Es gebe Wasserzuflüsse und Gasfelder unter Tage, auch fehle ein Deckgebirge als zusätzliche Barriere. Die Atomwirtschaft sieht das anders, für sie ist der Salzstock weiterhin »eignungshöffig«.

Mit dem Neustart der Endlagersuche im Jahr 2013 wurden die Arbeiten in Gorleben eingestellt - auf Druck des Landes Niedersachsen, das dem Standortauswahlgesetz sonst seine Zustimmung versagt hätte. Ein Jahr später einigten sich Bund und Länder auf einen sogenannten »Offenhaltungsbetrieb« für den Salzstock im Wendland: Lediglich die beiden tief ins Salz getriebenen Schächte, ein Verbindungsgang zwischen diesen und die »absolut notwendige Infrastruktur« würden erhalten. Der Erkundungsbereich I, also die bislang untersuchten Bereiche des Salzstocks, würden verschlossen. Die öffentlichen Befahrungen des Bergwerks wurden eingestellt. Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel ergänzte, dass die hohen Sicherungszäune um das Bergwerk »auf normalen industriellen Standard« zurückgebaut werden sollen.

Das bekräftigte Ende der vergangenen Woche auch Wolfram König, Chef des Bundesamtes für Strahlenschutz und in dieser Funktion Hausherr in Gorleben. Es gehe nun darum, die Anlage auf einen üblichen industriellen Standard zu bringen und bürgernäher zu gestalten, sagte er in einem Kurzvortrag vor der Atommüll-Kommission in Berlin. »Diese Mauern passen nicht mehr in unsere Zeit.«

Bei den noch rund 150 Beschäftigten im Bergwerk kommen diese Ankündigungen gar nicht gut an. Der Betriebsrat sei in die Planungen nicht einbezogen worden, beklagt der Vorsitzende des Gremiums, Peter Ward: »Wir wissen nicht, was aus uns wird.«

Dagegen hat die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg viel weiter gehende Forderungen. Damit wirklich von einem Neustart bei der Endlagersuche gesprochen werden könne, müssten auch die Schächte des Bergwerks zugeschüttet werden, sagt BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. »Der Rückbau der Oberflächenanlagen ist reine Oberflächenkosmetik, eine weiße Landkarte bei der Endlagersuche ist das nicht. Dazu müssen die Hohlräume und Strecken unter Tage verfüllt werden.«

Die BI sieht Gorleben auch aus anderen Gründen bei der Standortsuche privilegiert. So habe das Bundeskabinett kürzlich die Veränderungssperre verlängert, die Eingriffe in den Salzstock ab einer Tiefe von 50 Metern untersagt - diese Sperre gilt ausschließlich für Gorleben. Zudem stehe mit dem Castorlager und der Pilotkonditionierungsanlage die notwendige Infrastruktur für einen späteren Endlagerbetrieb längst bereit.

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