BMC-Team fährt Bestzeit

Beim Mannschaftszeitfahren über 28 km siegt das amerikanische BMC-Team mit nur einer Sekunden vor Sky

  • Tom Mustroph, Plumelec
  • Lesedauer: 4 Min.
Bei der 102. Tour de France gewann am Sonntag der Teamweltmeister BMC das 28 km lange Mannschaftszeitfahren. Das US-Team fuhr das US-Team mit 32:15 Minuten die Bestzeit.

Das zweite Wochenende der Tour de France brachte am Sonnabend Licht für den deutschen Rennstall Giant Alpecin. Der Berliner Simon Geschke mischte plötzlich am im Finale des Anstiegs zur Mur-de-Bretagne mit. »Ich hatte meine Aufgabe erledigt, unseren Klassementfahrer Warren Barguil vorn mit abzuliefern. Dann hatte ich noch etwas Kraft, und da bin ich meinem Rennfahrerinstinkt gefolgt. Wir hatten überraschenderweise gleich eine Lücke gerissen. Am Ende fehlte mir dann aber doch die Kraft«, beschrieb er seinen Antritt. Geschke wurde dann noch vom großen Feld absorbiert und landete auf einem 40. Platz bei der 8. Etappe.

Aber der deutsche Pro-Tour-Rennstall setzte endlich Akzente. Denn bisher lief es zwar gut für den deutschen Radsport mit den Etappensiegen für Tony Martin und André Greipel sowie den Wertungstrikots für die beiden. Aber ausgerechnet beim deutschen Vorzeigerennstall hakte es.

Ein zweiter und zwei vierte Etappenplätze sprangen nur für John Degenkolb heraus. Der gebürtige Geraer wollte bei seiner dritten Tourteilnahme endlich seinen ersten Etappensieg feiern. Dass es bisher nicht klappte, führte er vor allem auf die schlechte Arbeit des Sprintzuges zurück. »Wenn ich zehn Meter weiter hinten mit dem Sprint beginnen muss, wird es schwierig mit dem Sieg«, meinte er frustriert. Er will die Schuld aber auch nicht auf seine Teamgefährten allein abwälzen. »Da trägt jeder Verantwortung, dass der Zug funktioniert, auch ich«, übte er Selbstkritik.

Besser läuft es bei Team Giant beim zweiten Tourziel, einem Top 10 Platz für Warren Barguil. Das französische Rundfahrttalent ist weiterhin aussichtsreich platziert und sticht bei seinem Tourdebüt zumindest die letztjährigen Podiumsbesetzer Thibaut Pinot und Christophe Peraud aus. Für die französischen Medien ist Giant Alpecin eine große Nummer. Für die Gesamtwertung brachte das Wochenende in der Bretagne auch erste Aufschlüsse. Titelverteidiger Vincenzo Nibali scheint sich in seinem Formaufbau vertan zu haben. An der Mur der Bretagne ließ er - wie schon an der Mur von Huy - Sekunden gegenüber seinen wichtigsten Kontrahenten liegen.

»Der Hai erweckt keinen Schrecken mehr«, spielte die die französische Sportzeitung »l'Equipe« auf die Verfassung und den Spitznamen des Italieners an. »Ich habe nicht damit gerechnet, dass er hier Zeit verliert«, lautete die erschreckte Auskunft von Astanas sportlichem Leiter Giuseppe Martinelli. Die Formbasis von Nibali scheint dünn, wenn er schon bei den kurzen, giftigen Anstiegen zurückbleibt. Auch als Mannschaft reißt Astana - anders als noch beim Giro in Italien - derzeit keine Bäume aus. Beim Teamzeitfahren handelte sich Nibali einen Rückstand von sieben Sekunden auf den Spanier Alberto Contador (Tinkoff), 31 Sekunden auf den Kolumbianer Nauro Quintana (Movistar) und 34 Sekunden auf Chris Froome.

Der Brite, Toursieger von 2013, kam als Bester der Favoriten durch die schwere erste Woche. Zum Erstaunen der Fachwelt machte er auf dem Kopfsteinpflaster von Paris - Roubaix eine gute Figur. »Ihr wart es, die immer geschrieben habt, er könne das nicht. Aber jetzt hat er es euch gezeigt«, knurrte Skys Teamchef David Brailsford.

Auf ein Quintett erweiterte der Amerikaner Tejay Van Garderen den Klub der Favoriten. Gut geschützt von seinem BMC-Rennstall überstand er die Sturzkaskaden in den Niederlanden, Belgien und Frankreich ohne Blessuren und ohne Zeitverlust. Beim Mannschaftszeitfahren am Sonntag schlug die Truppe dann richtig zu. Sie lieferte sich über die 28 Kilometer ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Froomes Sky-Rennstall. Sie waren zeitgleich bei der ersten Zeitnahme. Bei der zweiten Zwischenzeit führte Sky mit einer und bei der dritten mit fünf Sekunden. Am Ende war aber BMC eine Sekunde schneller. »Wir haben seit Januar diese Etappe auf der Rechnung. Wir wollten hier gewinnen und haben alles dafür möglich gemacht«, erzählte BMC-Teamchef Jim Ochowicz. Er hält Van Garderen für fähig, in diesem Jahr aufs Podium in Paris zu kommen und in den nächsten Jahren sogar die Rundfahrt zu gewinnen. »Er hat die Physis und auch den Kopf dafür. Er hat viel gelernt von Cadel Evans. Er ist in die Leaderrolle hineingewachsen und kennt das Umfeld über Jahre. Das ist wichtig für den langfristigen Erfolg«, meinte Ochowicz. Gelb verteidigte Chris Froome. Er führt jetzt mit 12 Sekunden vor dem BMC-Fahrer Tejay van Garderen (USA).

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