»Bei Gold werden alle meschugge«
In zwei Wochen beginnt in Berlin mit der Europäischen Makkabiade das größte jüdische Sportfest in Europa
Noch 13 Tage, dann werden die 14. Europäischen Makkabispiele in Berlin eröffnet. Weil in der Hauptstadt noch kaum jemand mitbekommen hat, dass das große jüdische Multisportevent im Olympiapark stattfindet, wollen die Veranstalter dies jetzt mit einer großangelegten Plakatkampagne ändern: Seit gestern werben stadtweit 1500 City-Light-Poster für die europäische Ausgabe der Welt-Makkabiade, die 1929 erstmals in Prag ausgetragen wurde. Die Werbeslogans für die Spiele von 2015 spielen mit dem Jiddischen, das bis heute noch im Berliner Sprachschatz vorhanden ist: »Bei Gold werden alle meschugge«, »Die schnellste Ische Europas« oder »Die ganze Mischpoke ist am Start«.
Berlin erlebt 2015 eine Rekord-Makkabiade: 2300 jüdische Sportler werden sich zehn Tage lang im Olympiapark messen, so viele wie noch nie zuvor. Sie begegnen einander genau dort, wo sich Adolf Hitler bei den Olympischen Sommerspielen von 1936 huldigen ließ - 70 Jahre nach dem Ende des Völkermordes an den Juden, 50 Jahre nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel.
»Es ist genau der richtige Zeitpunkt«, befindet Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland: »Wir wollen den Athleten aus aller Welt zeigen, dass sich Juden in Deutschland wieder wohl, gut und sicher fühlen können.«
Dass die Spiele in Berlin ausgetragen werden, wertete auch Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) am Dienstag als ein Zeichen für sich entwickelndes jüdisches Leben in Deutschland. »Es ist eine Art unverdientes Geschenk« sagt Maas, der die Patenschaft für den Triathlon-Wettbewerb übernommen hat. Die Makkabiade erfährt weitere prominente Unterstützung: Bayern-Spieler Jerome Boateng ist Pate des Fußballturniers, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen Patronin der Reiterwettbewerbe. Und Bundespräsident Joachim Gauck fungiert als Schirmherr der gesamten Makkabiade: Er wird auch bei der Eröffnungsfeier in der Berliner Waldbühne dabei sein, wo unter anderem Musiker Adel Tawil und Moderatorin Palina Rojinski für Glanz sorgen sollen.
»22 000 Menschen fasst die Waldbühne. Wenn sie aus allen Nähten platzen würde, wäre ich glücklich«, sagt Alon Meyer: »Aber realistisch sind wohl 10 000 oder 12 000 Besucher.« Auch damit wäre er sehr zufrieden. Bei der Makkabiade in Wien vor vier Jahren waren nur 3500 Zuschauer bei der Eröffnungsfeier dabei.
Gut fünf Millionen Euro soll der Rekord-Etat von 2015 betragen: 1,6 Millionen Euro kommen vom Land Berlin, 900 000 vom Bund, 500 000 aus Spenden und mehr als zwei Millionen von den Teilnehmern. Denn egal ob Schwimmer, Bridge-, Schach- oder Badmintonspieler: Jeder Teilnehmer muss etwa 1000 Euro für Unterkunft und Verpflegung selbst bezahlen - ein weiterer deutlicher Unterschied zu Olympia.
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