Helfer in der Not
PERSONALIE
Giorgos Katrougalos soll durchsetzen, was Panos Skourletis nicht mitmachen wollte. So könnte die konservative Lesart der Ersetzung des SYRIZA-linken Arbeitsministers durch den Juraprofessor lauten. Doch diese Interpretation wäre verfehlt. Katrougalos wird nicht der Erfüllungsgehilfe der internationalen Gläubiger Griechenlands. Jedenfalls sieht er sich selbst nicht als solchen. Nach seiner Ernennung am Wochenende versprach der 52-Jährige, dafür zu kämpfen, die Umsetzung der Reformen so »erträglich wie möglich« zu machen. »Wir wollen das Abkommen nicht einfach absegnen, sondern entschieden um die Konditionen kämpfen«, sagte der SYRIZA-Politiker. Eine Vereinbarung müsse sozial gerecht sein, so der neue Superminister - Katrougalos ist nicht nur zuständig für Arbeit, sondern auch für Soziales und Renten.
Er weiß um den Reformbedarf in diesen Bereichen, war in der Regierung von Alexis Tsipras bisher stellvertretender Minister im Innenressort mit Zuständigkeit für die Verwaltungsreform. Dies ist sein eigentliches Expertenfeld, denn Katrougalos ist Professor für Öffentliches Recht. Er promovierte zur Legitimitätskrise der griechischen Verwaltung und war als Berater für rechtliche Reformen sowie den Aufbau von Institutionen unter anderem in Usbekistan, Albanien, Mazedonien, Syrien und Armenien tätig.
Als kurzzeitiger Europaabgeordneter - bei der Wahl 2014 zog Katrougalos in das Europäische Parlament ein - kennt er die Brüsseler Gepflogenheiten. Aber auch mit dem griechischen Arbeitsministerium hat er bereits zu tun. Besonders die griechischen Beamten dürften große Hoffnungen in ihn setzen. Katrougalos vertrat als Rechtsanwalt eine Reihe jener, die im Rahmen der Sparmaßnahmen entlassen worden waren.
Doch auch Tsipras selbst muss Katrougalos schätzen gelernt haben, sonst hätte er ihm nun nicht den für die Bevölkerung wohl wichtigsten Posten gegeben. Vor Katrougalos liegt die Herkulesaufgabe, die noch immer bei 25 Prozent liegende Arbeitslosigkeit zu senken und das Rentensystem zu reformieren - als Helfer in der Not Tsipras’.
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