Helfer in der Not

PERSONALIE

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.

Giorgos Katrougalos soll durchsetzen, was Panos Skourletis nicht mitmachen wollte. So könnte die konservative Lesart der Ersetzung des SYRIZA-linken Arbeitsministers durch den Juraprofessor lauten. Doch diese Interpretation wäre verfehlt. Katrougalos wird nicht der Erfüllungsgehilfe der internationalen Gläubiger Griechenlands. Jedenfalls sieht er sich selbst nicht als solchen. Nach seiner Ernennung am Wochenende versprach der 52-Jährige, dafür zu kämpfen, die Umsetzung der Reformen so »erträglich wie möglich« zu machen. »Wir wollen das Abkommen nicht einfach absegnen, sondern entschieden um die Konditionen kämpfen«, sagte der SYRIZA-Politiker. Eine Vereinbarung müsse sozial gerecht sein, so der neue Superminister - Katrougalos ist nicht nur zuständig für Arbeit, sondern auch für Soziales und Renten.

Er weiß um den Reformbedarf in diesen Bereichen, war in der Regierung von Alexis Tsipras bisher stellvertretender Minister im Innenressort mit Zuständigkeit für die Verwaltungsreform. Dies ist sein eigentliches Expertenfeld, denn Katrougalos ist Professor für Öffentliches Recht. Er promovierte zur Legitimitätskrise der griechischen Verwaltung und war als Berater für rechtliche Reformen sowie den Aufbau von Institutionen unter anderem in Usbekistan, Albanien, Mazedonien, Syrien und Armenien tätig.

Als kurzzeitiger Europaabgeordneter - bei der Wahl 2014 zog Katrougalos in das Europäische Parlament ein - kennt er die Brüsseler Gepflogenheiten. Aber auch mit dem griechischen Arbeitsministerium hat er bereits zu tun. Besonders die griechischen Beamten dürften große Hoffnungen in ihn setzen. Katrougalos vertrat als Rechtsanwalt eine Reihe jener, die im Rahmen der Sparmaßnahmen entlassen worden waren.

Doch auch Tsipras selbst muss Katrougalos schätzen gelernt haben, sonst hätte er ihm nun nicht den für die Bevölkerung wohl wichtigsten Posten gegeben. Vor Katrougalos liegt die Herkulesaufgabe, die noch immer bei 25 Prozent liegende Arbeitslosigkeit zu senken und das Rentensystem zu reformieren - als Helfer in der Not Tsipras’.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal