Die Stadt nicht verbauen
Bündnis sieht Grün- und Freiflächen in Gefahr
Gegen die Verdichtung der Stadt formiert sich Widerstand. Das »Netzwerk für Grünzüge«, in dem etwa zwei Dutzend Organisationen und Bürgerinitiativen wie der Verkehrsclub Deutschland, die Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck und die Mauerpark-Allianz vereint sind, haben jetzt in einem Offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister, Senatoren und Abgeordnete appelliert, »die Zukunft Berlins nicht zu verbauen«.
Die Briefschreiber beobachten »mit Sorge, wie Berlin sich in eine Stadt aus Beton und Asphalt verwandelt«. Statt grüner Lungen erstrecke sich ein »monotones Band aus Baumärkten und Einkaufszentren« entlang der Ringbahn. »Viele Grünflächen sollen dem Wohnungsbau geopfert werden«, heißt es in dem Schreiben. Die Verpflichtung der Politik bestehe aber darin, sich kurzfristigen Zwängen und dem Drängen des Immobilienmarktes entgegenzustellen.
»Natürlich braucht Berlin Wohnungen«, weiß auch Antje Henning vom Grünbündnis. »Aber es geht um das Wie und Wo: Jetzt gibt es die Tendenz, auf die grüne Wiese zu bauen, weil das so schön einfach ist. Am Ende haben wir überall versiegelte Flächen und eine Stadt ohne Raum und Frischluft.« Die Wohnungsfrage müsse nach Ansicht der Initiative nicht vorrangig über Neubau gelöst werden, sondern durch den Erhalt von günstigem Wohnraum. Und bebaubare Flächen müssen effizient genutzt werden: »Die Flachbauten und Freiluftparkplätze von Lidl und Co. gehören nicht in die Innenstadt«, so Henning.
Das Erholungsbedürfnis der Berliner dürfe nicht gegen ihren Infrastrukturbedarf ausgespielt werden, fordert das Grünbündnis. Es müsse vielmehr durch die Stadtplanung geschützt werden, indem grüne Infrastruktur von vornherein mitgeplant wird. Das Bündnis spricht sich für die Freihaltung grüner Achsen durch die Stadt entlang von Ufern und nicht mehr genutzter Bahngleise aus, um so auch Kaltluftentstehungsgebiete und Frischluftschneisen zu bewahren. Parks, Wälder und Grünflächen sollten miteinander verbunden, »eine Grünzüge verbarrikadierende Bebauung« nicht mehr genehmigt werden.
Und Bürgerbeteiligung müsse ernst genommen werden, fordert das Bündnis in Anspielung auf die durch den Senat ausgehebelten Bürgerbegehren zu Mauerpark und Buckower Feldern. In seinem Engagement sieht es sich in guter Tradition. Als vor 100 Jahren die Bodenspekulation ausuferte, habe der Protest der Bürger verhindert, dass die Berliner Wälder dem Immobilienmarkt geopfert wurden. Der preußische Staat musste sich verpflichten, die Waldflächen weder zu bebauen noch zu verkaufen. »Sonst hätten wir heute keinen Grunewald mehr«, sagt Henning.
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