Die Stadt nicht verbauen

Bündnis sieht Grün- und Freiflächen in Gefahr

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.
In einem Offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister fordern Bürgerinitiativen die Bewahrung von Grün- und Freiflächen.

Gegen die Verdichtung der Stadt formiert sich Widerstand. Das »Netzwerk für Grünzüge«, in dem etwa zwei Dutzend Organisationen und Bürgerinitiativen wie der Verkehrsclub Deutschland, die Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck und die Mauerpark-Allianz vereint sind, haben jetzt in einem Offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister, Senatoren und Abgeordnete appelliert, »die Zukunft Berlins nicht zu verbauen«.

Die Briefschreiber beobachten »mit Sorge, wie Berlin sich in eine Stadt aus Beton und Asphalt verwandelt«. Statt grüner Lungen erstrecke sich ein »monotones Band aus Baumärkten und Einkaufszentren« entlang der Ringbahn. »Viele Grünflächen sollen dem Wohnungsbau geopfert werden«, heißt es in dem Schreiben. Die Verpflichtung der Politik bestehe aber darin, sich kurzfristigen Zwängen und dem Drängen des Immobilienmarktes entgegenzustellen.

»Natürlich braucht Berlin Wohnungen«, weiß auch Antje Henning vom Grünbündnis. »Aber es geht um das Wie und Wo: Jetzt gibt es die Tendenz, auf die grüne Wiese zu bauen, weil das so schön einfach ist. Am Ende haben wir überall versiegelte Flächen und eine Stadt ohne Raum und Frischluft.« Die Wohnungsfrage müsse nach Ansicht der Initiative nicht vorrangig über Neubau gelöst werden, sondern durch den Erhalt von günstigem Wohnraum. Und bebaubare Flächen müssen effizient genutzt werden: »Die Flachbauten und Freiluftparkplätze von Lidl und Co. gehören nicht in die Innenstadt«, so Henning.

Das Erholungsbedürfnis der Berliner dürfe nicht gegen ihren Infrastrukturbedarf ausgespielt werden, fordert das Grünbündnis. Es müsse vielmehr durch die Stadtplanung geschützt werden, indem grüne Infrastruktur von vornherein mitgeplant wird. Das Bündnis spricht sich für die Freihaltung grüner Achsen durch die Stadt entlang von Ufern und nicht mehr genutzter Bahngleise aus, um so auch Kaltluftentstehungsgebiete und Frischluftschneisen zu bewahren. Parks, Wälder und Grünflächen sollten miteinander verbunden, »eine Grünzüge verbarrikadierende Bebauung« nicht mehr genehmigt werden.

Und Bürgerbeteiligung müsse ernst genommen werden, fordert das Bündnis in Anspielung auf die durch den Senat ausgehebelten Bürgerbegehren zu Mauerpark und Buckower Feldern. In seinem Engagement sieht es sich in guter Tradition. Als vor 100 Jahren die Bodenspekulation ausuferte, habe der Protest der Bürger verhindert, dass die Berliner Wälder dem Immobilienmarkt geopfert wurden. Der preußische Staat musste sich verpflichten, die Waldflächen weder zu bebauen noch zu verkaufen. »Sonst hätten wir heute keinen Grunewald mehr«, sagt Henning.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.