Ferne Normalität
Klaus Joachim Herrmann über die Beziehungen USA-Kuba
Die Beschwerde aus Santiago de Cuba zum Revolutionstag trifft zu. Die propagandistische Wirkung eines veränderten Umgangs der USA mit Kuba überwiegt bei weitem dessen praktischen Wert. Der große Nachbar im Norden besann sich nach Jahrzehnten supermächtiger Arroganz endlich Jahrhunderte alter Gepflogenheiten und ließ den Austausch von Botschaftern zu. Die Streichung Kubas als vermeintlicher Terrorstaat ist kaum mehr als die Rücknahme eines aggressiven Aktes. Die Genehmigung einer Fährverbindung hat größeren Symbolwert als Transportvolumen. Gewisse Erleichterungen im Waren- und Reiseverkehr bedeuten noch lange keine Normalität.
Die ist ferner als die 50 Seemeilen zwischen Kuba und Florida. So spektakulär das Eingeständnis des US-Präsidenten war, dass eine jahrzehntelange Politik Washingtons gescheitert sei, so überfällig war es auch. Darauf sollten aber mehr als kleine Schritte und etwas diplomatischer Wandel folgen. Der Schaden, der mit der Blockade der Karibikinsel durch die Supermacht und ihre allzu willfährigen Verbündeten auch in Bundes-Berlin angerichtet wurde, ist unermesslich. Dieser üble Zustand aber hält trotz Visiten an. Vielleicht nicht mehr nach dem Willen des Weißen Hauses, wohl aber in der US-Politik bleibt die Insel weiterhin isoliert. Die Zeche dieses unbarmherzigen Kurses aber zahlen wie stets noch die Kubaner.
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