Milliardenverlust durch Bank-Reprivatisierung

Börsengang der RBS kostet eine Milliarde Pfund

  • Michael Donhauser
  • Lesedauer: 2 Min.
London wirft Anteile an der schuldengeplagten Royal Bank of Scotland auf den Markt. Für den Steuerzahler ein Verlustgeschäft.

Der britische Finanzminister George Osborne hat den Besen in die Hand genommen. Mit dem Verkaufsstart von Anteilen an der krisengeschüttelten Großbank RBS versucht er, die Reste des Scherbenhaufens aufzukehren, den die Finanzkrise von 2008 am Finanzplatz London verursacht hat. Dem britischen Staat bringt dies 2,1 Milliarden Pfund (drei Milliarden Euro) ein. Wie schon häufiger geht die Regierung von Premierminister David Cameron aber auch mit diesem Coup ein hohes Risiko ein. Am Ende könnte eine milliardenschwere Rechnung für den Steuerzahler stehen.

Die Stützung der Royal Bank of Scotland war die größte Rettungsaktion einer einzelnen Bank in der Finanzkrise weltweit. Das Institut hatte sich an der Übernahme der ABN Amro verhoben, die Regulierungsbehörden attestierten dem Bankhaus später zudem katastrophale interne Prüfstrukturen und eine viel zu geringe Kernkapitalquote. Über 45 Milliarden Pfund pumpte die Regierung des Labour-Premierministers Gordon Brown in das damals drittgrößte Finanzhaus Europas. Der Staat übernahm rund 80 Prozent der Anteile.

Was der Bank blieb, waren der Abbau Zehntausender Arbeitsplätze, die Reduzierung der Bilanzsumme um fast eine Billion Pfund - und ein Berg von Schulden. RBS wurde zur Gründung einer Bad Bank gedrängt, in der Giftpapiere im Wert von 36 Milliarden Pfund geparkt wurden, außerdem musste sie das hochspekulative Investmentbanking stark eindämmen. »Stärker, einfacher, schlanker« soll die Bank werden, lautet das Motto des neuen Vorstandschefs Ross McEwan. Dazu sei der Köder eines 5,4-Prozent-Pakets der richtige Schritt.

Ob die Richtung auch für den Steuerzahler passt, wird sich zeigen. Die Regierung verkaufte das erste Paket zu einem Preis, der mit 330 Pence pro Aktie einen Tiefstand für 2015 bedeutet und noch sieben Pence unter dem Schlusskurs von Montagabend liegt. 60 Prozent der Käufer sind nach Darstellung des »Guardian« Hedgefonds, die meisten davon aus den USA. Im Vergleich zum Kaufpreis von durchschnittlich 502 Pence pro RBS-Aktie im Jahr 2007 hat der Steuerzahler ein Minus von gut einer Milliarde Pfund gemacht.

Kritiker werfen Osborne schlechtes Timing und nicht zuletzt politische Motive für den Schritt zum jetzigen Zeitpunkt vor. Im Februar hatte der Aktienkurs noch bei 400 Pence gelegen - der Staat hätte deutlich mehr erlösen können. »Wir haben über Nacht eine Milliarde Pfund verloren - damit hätte man viele Sozialkosten bezahlen können«, sagte die Labour-Finanzexpertin Barbara Keeley mit Blick auf die viel diskutierten Kürzungen der Cameron-Regierung im Sozialetat. Beobachter sind sich einig: Die Reprivatisierung der RBS wird für viel mehr Diskussionen sorgen als die vergleichsweise einfache Rückführung der Staatsanteile an der Lloyds Banking Group. dpa/nd

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