Berghütte von G7-Gegner abgebrannt

Wirt hatte seine Wiese für Protestcamp vermietet / Polizei ermittelt

  • Rudolf Stumberger
  • Lesedauer: 3 Min.
Keiner in Garmisch-Partenkirchen wollte den G7-Gegnern einen Platz für ihr Camp geben - außer Bernhard Raubal.

Es war am Dienstag um 14.30 Uhr, als Wanderer das Feuer in der Gamshütte bemerkten und die Feuerwehr riefen. Doch trotz eines Großeinsatzes konnte das Gebäude nicht mehr gerettet werden, die Hütte samt Inventar brannte nieder. Seitdem brodelt sie - die Gerüchteküche in Garmisch-Partenkirchen. Denn die beliebte Ausflugshütte in eintausend Metern Höhe über der Marktgemeinde gehört Bernhard Raubal, und der Wirt war mindestens seit dem G7-Gipfel in der Region ein bekannter - und vielfach kritisierter - Mann. Hatte er doch als einziger Einheimischer den G7-Gegnern seine Wiese für ein Camp zur Verfügung gestellt. Und dann gibt es noch die Bayerischen Staatsforsten, denen das Grundstück gehört, auf dem die Hütte stand. Der Wirt sollte am 30. November das Gelände räumen, samt Gebäude.

Die Heimatfront stand in Garmisch-Partenkirchen und Umgebung fest geschlossen, als die Aktivisten vom Bündnis »Stop G7« im Frühjahr verzweifelt versuchten, für ihr geplantes Protestcamp ein Gelände anzumieten. Denn Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sind Zeltlager von Demonstranten ein Dorn im Auge und so warnte er vor angeblich gewaltbereiten Gruppen innerhalb des Camps. An die Gemeinde und an die Bauern ergingen Aufrufe, auf keinen Fall Flächen zur Verfügung zu stellen. Eine Behörde habe sogar angeregt, hieß es, Flächen durch das Ausbringen von Gülle unbenutzbar zu machen und vermietungswillige Landwirte in der Gemeinde zu ächten. Notfalls sollten den Camp-Betreibern unerfüllbare Auflagen gemacht werden. »Es hieß, wir sollen alles tun, um Camps zu verhindern«, berichtete damals der Bürgermeister von Wessobrunn.

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Zelte statt Gülle auf der Wiese

Bernhard Raubal stellte sein Grundstück den G7-Gegnern zur Verfügung. Und wurde dafür angefeindet.

So war der Aufschrei groß, als Raubal aus der Riege der Heimatverteidiger ausschied und den Gegnern sein Gelände zur Verfügung stellte. Es gab Beschimpfungen, Drohungen, die Polizei kontrollierte, »aus Sicherheitsgründen«. Ist der Brand also ein später Racheakt für Raubals Sympathie mit den G7-Kritikern?

Aber da sind ja noch die Bayerischen Staatsforsten und mit denen steht der Wirt auf Kriegsfuß. Dabei geht es um die Verlängerung der Pacht für das Grundstück, auf dem die Hütte stand. Raubal habe seinen Vertrag nicht mehr ordnungsgemäß verlängert, so der Vorwurf. Der Wirt sieht das anders: Man habe am 17. März 2011 die Sache mit Handschlag besiegelt. Warum man ihn jetzt raushaben wolle, wisse er nicht. »Es heißt, mein Opa habe gewildert und der Raubal kann sich nicht unterordnen«, sagte er in Richtung Forstverwaltung Oberammergau. Er vermutete auch ökonomische Interessen, vielleicht wollten Spekulanten das Grundstück haben. Ein Garmisch-Partenkirchener hatte sogar auf Facebook die Seite »Rettet die Gamshütte« eingerichtet. Der Streit landete schließlich vor dem Oberlandesgericht München und dort ging der vorletzte Akt des Hüttendramas über die Bühne. Das Gericht bestätigte eine Räumungsklage gegen den Wirt, und Raubal lehnte erneut eine Entschädigung von 250 000 Euro für die Hütte als zu wenig ab. Die Folge: Er muss das Gebäude bis zum 30. November dieses Jahres abreißen.

Oder was jetzt noch davon übrig ist. Natürlich macht im Ort das Gerücht einer »Warmsanierung« die Runde. Am Mittwoch nun untersuchten Brandfahnder der Kripo die Hütte, das Ergebnis ist noch offen: Von Brandstiftung bis zum technischen Defekt sei alles möglich.

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