Appell aus Hiroshima

Olaf Standke über die andauernde nukleare Gefahr

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 1 Min.

Mit einer Schweigeminute haben Tausende am Donnerstag in Hiroshima an die Opfer des Atombombenabwurfs vor 70 Jahren erinnert. Aber es war nicht nur ein stilles Gedenken. Bürgermeister Kazumi Matsui rief die Welt nachdrücklich auf, endlich alle Kernwaffen zu liquidieren. Denn zur traurigen Geschichte des atomaren Pandämoniums gehört auch, dass es trotz der Zerstörung von Hiroshima und Nagasaki mit Zehntausenden Toten und weiteren Zehntausenden Verstrahlungsopfern in den Jahrzehnten danach kein prinzipielles Umdenken gab und gibt.

Nach wie vor lebt die Menschheit unter dem nuklearen Damoklesschwert. Über 15 000 Sprengköpfe lagern weltweit, mindestens 1700 werden sogar in ständiger Einsatzbereitschaft gehalten. Weil die traditionellen Atomwaffenmächte ihrer völkerrechtlichen Verpflichtung zum radikalen Abbau der eigenen Kernwaffen nicht nachkommen, wucherten auch anderswo atomare Ambitionen. Bescheidene Abrüstungsschritte nach Ende des Kalten Krieges sind längst durch die Modernisierung der Arsenale kompensiert. Auch die in Deutschland verbliebenen US-Atomwaffen sollen ab 2017 durch schlagkräftigere ersetzt werden. Der Appell von Hiroshima gilt also auch für die Bundesregierung, endlich mehr zu tun im Kampf gegen die nukleare Gefahr.

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