Herzlichen Glückwunsch, Fluchthelfer.in!
Mit einem symbolischen »EU-Verdienstkreuz« sind in Berlin mehrere Fluchthelfer geehrt worden
Berlin. Mit einem symbolischen »EU-Verdienstkreuz« sind in Berlin mehrere Fluchthelfer geehrt worden, die Menschen bei der illegalen Einreise in EU-Staaten geholfen haben. Die goldfarbenen »Europäischen Verdienstkreuze am Bande« wurden am Freitag bei einer Aktion in unmittelbarer Nähe der Berliner Vertretung der EU-Kommission von der Initiative »Peng Kollektiv« an acht Frauen und Männer vergeben.
Die Fluchthelfer hätten mit einem »nötigen und wichtigen Akt des zivilen Ungehorsams« dazu beigetragen, die europäischen Grundwerte und die Menschenwürde zu verteidigen, hieß es in der Laudatio. Dieser Einsatz für ein besseres Europa sei vorbildlich und müsse gewürdigt werden. Bis vor kurzem seien die Nationen Europas selbst vor allem Ausreiseländer gewesen, sagte die Laudatorin. Allein bis 1914 seien mehr als 30 Millionen Europäer in die USA emigriert. Und Fluchthilfe aus der DDR sei bis 1989 als humanitäre Arbeit anerkannt und mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt worden.
Ausgezeichnet wurden zwei Frauen aus Griechenland und Deutschland, die bereits wegen der Unterstützung von Flüchtlingen vor Gericht standen oder in Untersuchungshaft saßen und die »Verdienstorden« persönlich entgegennahmen, sowie weitere sechs größtenteils anonyme Fluchthelfer. Ihre Auszeichnungen wurden von Stellvertretern entgegengenommen, um Polizei und Staatsanwaltschaften keine Hinweise für mögliche Ermittlungsverfahren zu geben.
Ein Berliner Student ist unter den acht Trägern des »Europäischen Verdienstordens«. Er habe nach einem Bergurlaub in Südtirol zwei Eritreer illegal über die Grenze bis nach Deutschland gebracht, hieß es. Eine Frau, die ebenfalls anonym bleiben wolle, habe einen syrischen Flüchtling in einer Wandergruppe getarnt über die Grenze in die Bundesrepublik gebracht, während seine Schwester beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, ums Leben kam.
Franziska Hagelstein saß in Bulgarien 32 Tage in Untersuchungshaft, weil sie einem 15-jährigen afghanischen Jungen bei der Weiterreise nach Deutschland helfen wollte. Theodora Tsongari nahm auf der griechischen Insel Lesbos eine Gruppe Flüchtlinge mit dem Auto mit, darunter zwei kleine Kinder und eine schwangere Frau, und stand deshalb wegen Beihilfe zur illegalen Einreise vor Gericht.
Die anderen vier Träger des »Europäischen Verdienstordens« haben zum Teil auch die lebensgefährlichen Fluchtwege dokumentiert, einen Flüchtling mit einem Privatauto nach Schweden gefahren, mehrere syrische Familien teils zu Fuß über verschiedene innereuropäische Grenzen gebracht.
Eine der Fluchthelferinnen solle nun wegen »Schleuserei« angeklagt werden, weil sie bei einer Polizeikontrolle im Zug zwei versteckten Flüchtlingen einen Zettel zugesteckt habe, hieß es in der Laudatio weiter. »Hiermit beantrage ich politisches Asyl«, habe sie auf die Schnelle darauf geschrieben, während die Männer von Grenzpolizisten mit Schlagstöcken unter Bahnsitzen hervorgezogen worden seien.
Die Initiative rief auch dazu auf, sich als Fluchthelfer zur Verfügung zu stellen. Auf einer besonders gesicherten Internetseite hätten sich bislang mindestens 18 Menschen dazu bereiterklärt, anderen bei der Einreise in europäische Staaten zu helfen, sagte ein Sprecher. epd/nd
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