Versehen oder Absicht?
Grit Gernhardt wundert sich, warum Reiche weiter um Steuern herumkommen
Ob und wann ein Steuersystem gerecht ist, darüber existieren verschiedene Ansichten. Dass es aber ungerecht ist, wenn die, die am meisten haben, nur wenig davon abgeben müssen, darüber dürften sich viele einig sein. Und die Superreichen, denen ein größerer finanzieller Beitrag zum Gemeinwesen wahrlich nicht wehtun würde, kommen auf legalen, halblegalen oder illegalen Wegen auch noch um einen bedeutenden Teil ihrer Abgaben herum.
Sieht man sich die Steuerbehörden vieler Industriestaaten an, könnte man meinen, das sei Absicht oder werde zumindest billigend in Kauf genommen: Mindestens 20 000 Steuerprüfer fehlen laut der zuständigen Gewerkschaft allein in Deutschland, viele sind nicht dafür ausgebildet, die komplexen Besitzverhältnisse Superreicher gänzlich zu durchschauen. Eine Sonderabteilung für extrem Vermögende, wie sie die OECD seit Jahren fordert, lässt ebenfalls auf sich warten. In den Ländern, wo eine solche gegründet wurde, zogen die Steuerfahnder Millionen zusätzliche Euro ein - etwa in Griechenland. Dass sich der deutsche Finanzminister das nicht zum Vorbild nehmen kann, ist klar. Nicht, dass noch von »griechischen Verhältnissen« hierzulande die Rede ist! Da muss sich Schäuble eben mit kreativen Vorschlägen ein bisschen anstrengen, wenn Deutschland in Sachen Reichenbesteuerung nicht weiter ins Hintertreffen geraten will. Außer, das ist eben doch genauso gewollt.
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