Nächste Phase
Tom Strohschneider über SYRIZA nach dem Ja für das Kreditpaket
Es war eine der Bedeutung angemessene turbulente Nachtsitzung des griechischen Parlaments. Und das Votum für Kreditpaket und umstrittene Auflagen hat auch historische Tragweite: für SYRIZA. Vertrauensfrage, Neuwahlen, Parteitag - für die Partei, Produkt eines mühsamen Bündnisprozesses der griechischen Linken, steht nun einiges auf dem Spiel.
Von Spaltung ist schon die Rede. Aber die absehbare außerparlamentarische Neuorganisation von Teilen des linken Flügels könnte auch ein positives Ergebnis haben. Nicht, weil das Abenteuer eines angeblich selbstbestimmten Grexits so überzeugend wäre. Sondern weil in einer neuen APO gegen die Gläubigerauflagen auch eine Chance liegt: für SYRIZA.
Es war ein Nachteil, dass Tsipras erst an die Regierung kam, als der soziale Widerstand gegen die Krise schon im Abschwung begriffen war. SYRIZA war so eines »Partners im Konflikt« beraubt. Die Spielräume linker Politik gerade in der Regierung, auch die unter den Bedingungen des neuen Memorandums, stehen nicht fest - sie sind Ausdruck von Kräfteverhältnissen, und um deren Änderung wird gerungen. Nicht nur im Parlament.
Wie viele sich denen anschließen, die schon von einer neuen Bewegung gegen das Kreditprogramm sprachen, wird man noch sehen. Dass in Berlin über Tsipras’ Probleme frohlockt wird, ist sicher. Es war von Anfang an Ziel deutscher Krisenpolitik, die europaweit seit langem erfolgreichste Kraft links der Sozialdemokratie zu schwächen. Ob das gelingt, bleibt wichtig: nicht nur für SYRIZA.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.