Sinkende Zinsen, steigende Preise
Gutachterausschuss legte den Grundstücksmarktbericht für 2014 vor
Ob das Bauen in Brandenburg teurer oder billiger geworden ist, darüber streiten sich die Fachleute. Laut Grundstücksmarktbericht 2014 kosten Land, Häuser und Wohnungen zwar wieder etwas mehr, doch das gegenwärtig niedrige Zinsniveau regt viele zum Immobilienerwerb an.
Bauen und Grundstückkäufe sind immer noch sehr attraktiv und der Bereich gilt auch als lukrative Geldanlage, sagte Innenstaatssekretär Matthias Kahl, als er am Donnerstag diese Übersicht präsentierte. Rund 35 000 Kaufverträge wurden demnach im vergangenen Jahr abgeschlossen, vier Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Mit einem Gesamtumsatz von 4,2 Milliarden Euro hat indessen eine Steigerung um 24 Prozent stattgefunden.
Das allerdings bedeutet nicht, dass sich Immobilien insgesamt um ein Viertel verteuert hätten, unterstricht der Vorsitzende des obersten Gutachterausschusses, Jürgen Kruse, unter dessen Federführung der Bericht erarbeitet worden war. Vielmehr würden einzelne Groß-Käufe von Kliniken, Ländereien oder Gewerbeeinheiten das Bild verzerren. Dennoch sind auch im vergangenen Jahr die Baupreise wieder gestiegen, bestätigte er.
Die deutlichsten Sprünge machte erneut Potsdam: Je Quadratmeter Wohnfläche wuchsen die - wohlgemerkt durchschnittlichen - Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser dort von 2141 Euro pro Quadratmeter auf 2576 Euro. Außerhalb des Berliner »Speckgürtels« indessen stiegen diese Quadratmeterpreise nur von 887 auf 889 Euro. Auch bei Eigentumswohnungen macht sich dieser Abstand bemerkbar, hier kostet in Potsdam der Quadratmeter im Schnitt 3560 Euro. In berlinfernen Regionen wird dagegen weniger als die Hälfte verlangt. Für ein Einfamilienhaus in Berlinnähe wechseln 220 000 Euro den Besitzer, in entfernten Regionen rund 100 000 Euro. 37 Prozent aller Immobilienkäufe haben sich im vergangenen Jahr im Speckgürtel ereignet, allerdings leben auf diesen zehn Prozent der Landesfläche auch 37 Prozent der Brandenburger.
Bauland kostet in der berlinfernen Region durchschnittlich 36 Euro pro Quadratmeter, im Umland schon 93 Euro und in Potsdam 230 Euro pro Quadratmeter. Kurse machte darauf aufmerksam, dass auch in entfernter liegenden Gemeinden wie Bad Saarow oder Neuruppin punktuell beachtliche Immobilienpreise erzielbar seien.
Das Errichten der eigenen vier Wände erfreue sich als eine Art Volkssport nach wie vor hoher Beliebtheit. Zwangsversteigerungen fänden kaum noch statt und wenn ja, dann würde in der Regel der Verkehrswert erzielt. »Wenn die Zinsen wieder steigen, wird sich die Spreu vom Weizen trennen«, betonte Kruse.
Entgegen landläufigen Erwartungen bleibe auch im Umfeld des künftigen Hauptstadtflughafens BER das Bauland sehr teuer. »Der Wohnungsneubau läuft dort unbeirrt, die Nachfrage ist sehr hoch«, unterstich der Fachmann. »Das ist einfach so.« Die Aussichten auf einen Arbeitsplatz in der Nähe, die gute Verkehrsanbindung lassen gerade junge Familien gegebenenfalls andere Nachteile in Kauf nehmen. Eine Kaufentscheidung hänge eben »von vielen Faktoren ab«, so Kruse. Was allerdings passiere, wenn Tegel schließt und aller Luftverkehr sich über Schönefeld ereignet, könne derzeit niemand sagen. »Die Intensität der Belastung wird zunehmen.«
Ungeachtet der in den vergangenen Jahren zu verzeichnenden Preissteigerungen gilt Kruse zufolge: »Im nationalen Vergleich sind die Grundstücke in Brandenburg nach wie vor unglaublich billig.« Ein Baugrundstück weit vor den Toren von München koste heute nicht 100 Euro, sondern 500 Euro pro Quadratmeter, das Gleiche gelte übrigens auch für Frankfurt/Main. Auch die Preise für Acker- und Grünlandflächen hätten sich in den vergangenen Jahren in der Mark einerseits vervielfacht, es habe »enorme Zuwächse« bei den Kaufpreisen gegeben. Andererseits aber »ist nirgendwo der Acker so billig wie in Brandenburg«. Die höchsten Preise würden landwirtschaftliche Nutzflächen in der Uckermark erzielen, weil dort der ertragreichere Boden liege. Kruse wollte nicht bestätigen, dass diese Entwicklung nur von auswärtigen Investoren angetrieben werde. Er wies darauf hin, dass auch die einheimischen Landwirte bestreb seien, ihre Grundstücksbasis zu erweitern.
Naturgemäß finde der umfassendste Abriss von leer stehenden Wohnungen in weit entfernt von Berlin liegenden Regionen statt, doch sei es irrig, das zu stoppen, um dort nun einfach die Asylbewerber unterzubringen, sagte Innenstaatssekretär Matthias Kahl auf Nachfrage. Denn es seien ja die Menschen zuvor aus diesen Regionen weggezogen, weil diese ihnen für das Leben nichts bieten würden.
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