Die Briten möchten Igel sein
Roland Etzel zur Annäherung Londons an Teheran
Nibelungentreue wird verbal hoch geschätzt, aber real selten belohnt; zumal in der Politik. Diese Erfahrung haben schon Legionen von Amtsträgern machen müssen, auch die in der Londoner Downing Street 10. Zum Beispiel mit ihrer linientreuen Umsetzung der Washingtoner Sanktionsvorgaben gegenüber Iran. Die Amerikaner hatten dort keine Märkte zu verlieren, die Europäer um so mehr, auch London.
Eine Belohnung hat es dafür nicht gegeben, und auch deswegen scheint Britanniens Premier Cameron diesmal auf das Schulterklopfen der Washingtoner Falken weniger erpicht zu sein. Jene wehren sich verbissen gegen ein Ja im Kongress zum Atomabkommen mit Teheran und damit zu einem Ende der Sanktionen. Cameron hat sich entschieden, nicht zu warten, bis auch der letzte Ausschuss im US-Kongress seinen Segen zu Obamas Iran-Deal gegeben hat, zumal die Debatte darüber längst in den ideologischen Abgründen des Vorwahlkampfes angekommen ist.
Mit einigem Missmut hatte man in London zur Kenntnis genommen, dass Gabriel und Fabius für Deutschland und Frankreich längst in Teheran waren und ihre Pflöcke eingeschlagen haben - und der Bannfluch aus Washington war ausgeblieben. Deshalb soll Britanniens Wirtschaft im Wettlauf mit den Konkurrenten diesmal Igel und nicht Hase sein.
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