Viel Spaß und was zum Staunen

Bei den Weltmeisterschaften zeigten sich die deutschen Leichtathleten erfolgreich

Die deutschen Leichtathleten haben sich in die Weltspitze zurückgekämpft. An Talenten und neuen Ideen mangelt es nicht.

Acht Medaillen an neun WM-Tagen - Deutschland Leichtathleten haben in Peking ihren Aufwärtstrend fortgesetzt und sind wohl endgültig aus der Talsohle emporgestiegen, in die sie ausgerechnet in Chinas Hauptstadt vor sieben Jahre gefallen waren. Speerwerferin Christina Obergföll hatte 2008 bei den Olympischen Spielen eine Bronzemedaille gewonnen, ansonsten wurde Trübsal geblasen. Die Generation Ralf Bartels, Nadine Kleinert, Tim Lobinger ist abgetreten, eine neue frische Riege hat sich nun in der Weltspitze etabliert.

Zwei WM-Titel von Speerwerferin Katharina Molitor und Kugelstoßerin Christina Schwanitz, dazu je dreimal Silber und Bronze reichten im Medaillenspiegel zu Platz sieben. Legt man die Anzahl der Medaillen zugrunde, sprang sogar Rang fünf heraus. Noch interessanter wird das Zahlenspiel bei der sogenannten Platzierungstabelle des Weltverbands IAAF. Hier werden für jeden Sieg acht Punkte vergeben, für Platz zwei sieben Punkte und so weiter. Da die deutschen Athleten neben Medaillen auch viele weitere Finalplatzierungen erreichten, wurden sie hier als beste Europäer sogar viertbeste Nation der Welt hinter den USA, Kenia und Jamaika.

»Wir haben hier tolle Tage erlebt«, sagte DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska am Sonntag. Der Stolz, auch in einer immer breiteren Weltspitze zu bestehen, war ihm anzumerken. »Die Wettbewerbe werden immer enger«, so Gonschinska, der auch das alles beherrschende Dopingthema versteckt ansprach. »Wir bewegen uns in dem Spannungsfeld, in dem man Visionen und Träume fördert, aber Manipulationsfreiheit nur schwer zu bieten ist.«

Direkt bei der WM wurden bislang nur zwei Athleten positiv getestet - aus Kenia. Das Land gewann gleichzeitig mit sieben Titeln erstmals die Medaillenwertung. Die Ostafrikaner schienen die Dopingvorwürfe nicht zu beeindrucken. Mit den Weltmeistern Julius Yego im Speerwurf und Nicholas Bett über 400 m Hürden stießen sie sogar erstmals in Gefilde, die bislang Europäern und Amerikanern vorbehalten waren.

Bei den deutschen Medaillenträgern fiel vor allem auf, dass vor dem Goldwurf von Molitor am Sonntag alle jünger als 30 Jahre waren. Die Storls, Roleders und Holzdeppes haben noch einige potenziell erfolgreiche Jahre vor sich. Einen Sommer vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro macht das Hoffnung beim Deutschen Leichtathletik-Verband. Zudem fehlten alte Stars wie Hochspringerin Ariane Friedrich und Diskuswerfer Robert Harting verletzungsbedingt, während in Bruder Christoph Harting oder Marie-Laurence Jungfleisch neue Talente nachrückten.

Die schon lange erfolgreichen Distanzläufer Kenias haben sich bereits ans Siegen gewöhnt. Ausgelassener Jubel war bei ihnen selten zu sehen. Da kam die eine oder andere deutsche Medaille offensichtlich überraschender daher. Unvergessen das eigene Erstaunen der erst 23-jährigen Gesa-Felicitas Krause nach ihrem beherzten Lauf über 3000 m Hindernis zu WM-Bronze, das sie selbst nicht fassen konnte. Die weit aufgerissenen Augen waren ein gern gesehener Kontrast zum weit aufgerissenen Trikot von Robert Harting.

Wie andere deutsche Athleten traute sich Krause, im Training neue Wege zu gehen: Sie verbrachte einige Wochen in der Höhe Kenias, was ihr offenbar gut tat, auch wenn es im Lichte der Dopingenthüllungen dort heute bestenfalls unglücklich wirkt. Katharina Molitor spielt im Winter lieber Volleyball in der 2. Bundesliga als im Kraftraum zu schwitzen und Cindy Roleder brachte das abwechslungsreiche Siebenkampftraining zu Silber im Hürdensprint. Als sie ein Reporter nun bat, sich vor Rio doch bitte endlich wieder auf die Hürden zu konzentrieren, schüttelte sie nur den Kopf. »So macht mir das Training Spaß«, sagte sie ablehnend. Der macht offenbar auch noch schneller.

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