Menschen zweiter Klasse
Aert van Riel über die Debatten zum Einwanderungsgesetz
Das Wort »Humankapital« wurde im vergangenen Jahrzehnt zurecht zum »Unwort des Jahres« gekürt, weil es Menschen zu nur noch ökonomisch interessanten Größen macht. Zwar ist der Begriff inzwischen aus dem Wortschatz der in der Öffentlichkeit stehenden Personen weitgehend verschwunden - das damit zusammenhängende Menschenbild aber ist geblieben.
Dies zeigt sich derzeit in den Debatten über ein Einwanderungsgesetz. Während weltweit 60 Millionen Menschen auf der Flucht sind und Pläne nötig wären, wie den Schutzsuchenden geholfen werden kann, macht sich die SPD darüber Gedanken, wie mehr qualifizierte Zuwanderer nach Deutschland kommen können, damit der Wohlstand hierzulande erhalten bleibt. Zu diesem Zweck wollen die Sozialdemokraten in der Großen Koalition gegen den Widerstand von Teilen der Union ein Einwanderungsgesetz durchsetzen. Das Anliegen richtet sich nach den Bedürfnissen der Wirtschaft und hat einige Anhänger in der CDU. Deswegen muss man damit rechnen, dass es eines Tages umgesetzt wird.
Wenn dies geschehen sollte, würde die Bundesregierung den Eindruck verstärken, es gebe Migranten erster und zweiter Klasse, die entweder »nützlich« oder »unnütz« seien. Sonderlich menschlich klingt das nicht. Wichtig wäre vielmehr, dass Politiker zu der Einsicht gelangen, dass Europa seinen Wohlstand teilen muss, um anderen zu helfen, anstatt lediglich an das eigene Wohlergehen zu denken.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.