Nobelpreisträger Stiglitz rät Athen zu »Grexit« als Ultima Ratio

Ökonom: Troika muss Politik gegenüber Griechenland ändern: Gegenwärtiges Programm verstärkt Rezession / EU »leidet an Demokratiedefizit«

  • Lesedauer: 2 Min.
Für den Wirtschaftsnobelpreisträger wäre ein Euro-Austritt Griechenlands keine gute Lösung - aber wenn durch die Troika-Politik die Wirtschaft dort weiter abgewürgt wird, sollte der Staat die Eurozone verlassen.

Kurz vor der Parlamentswahl in Griechenland spricht sich der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz für einen Grexit als Ultima Ratio für Athen aus. »Der Grexit ist keine gute Lösung. Doch wenn die Troika weiterhin auf Maßnahmen besteht, die die Wirtschaft abwürgen, sollten die Griechen die Eurozone verlassen«, sagte Stiglitz im Interview mit »nd«. Die Griechen müssten zu der Einsicht kommen, dass dieses »Stück Papier« nicht die europäische Identität definiere. Auch Länder wie Dänemark, Schweden oder Großbritannien seien ein Teil von Europa, obwohl sie nicht in der Währungsunion sind.

Laut Stiglitz leide die EU an einem Demokratiedefizit. »Das Problem ist, dass Europa Regeln aufgestellt hat, die die Menschen in den Mitgliedsstaaten durch Wahlen nicht mehr ändern können.« Sie könnten zwar ihre Stimme immer wieder für einen neuen Kurs in der Wirtschaftspolitik abgeben, doch dann werde ihnen gesagt, dass aufgrund der Regeln gar nichts verändert werden könne. »Das ist nicht gut für eine Demokratie.« Die Kreditgeber-Institutionen forderte Stiglitz auf, ihre Politik gegenüber Griechenland zu ändern. »Denn das gegenwärtige Programm macht die Rezession nur schwerer und länger«, so der Ökonom. Nötig sei eine Umstrukturierung der griechischen Schulden, die wahrscheinlich auch kommen werde. »Vor allem müsste die Vorgabe eines Haushaltsüberschusses von 3,5 Prozent des BIP auf ein vernünftiges Maß abgesenkt werden«, sagt Stiglitz. Das vollständige Interview lesen sie am Sonnabend im »neuen deutschland«. nd

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