- Politik
- PERSONALIE
Blitzrücktritt
Dimitris Kammenos, Kurzzeit- Staatssekretär in Griechenland
Auf der Liste der kürzesten Amtszeiten eines Staatssekretärs dürfte Dimitiris Kammenos nach seinem Rücktritt ziemlich weit oben stehen: Die Demission des ANEL-Politikers erfolgte nur Stunden nach seiner Berufung ins griechische Ministerium für Infrastruktur - war aber schon überfällig.
Denn der 49-Jährige hatte mehrfach mit beschämenden Äußerungen von sich reden gemacht, die ihn für jedes öffentliche Amt untragbar gemacht haben: Er twitterte antisemitische Verschwörungstheorien über den 11. September 2011, er diffamierte die Schwulen-Parade in Athen als »erbärmlich« und er zog mit einem retuschierten Bild des Vernichtungslagers Auschwitz Empörung auf sich. Die jüdischen Gemeinden sprachen daraufhin von einer beschämenden Entgleisung, die den Holocaust auf scheußliche Weise trivialisiere.
Nach Bekanntwerden der Berufung von Kammenos wuchs der Druck auf die gerade erst vereidigte Regierung in Athen schnell. Zeitungen zufolge war es Premier Alexis Tsipras, der vom EU-Gipfel in Brüssel aus den Vorsitzenden des nationalistischen Koalitionspartners, Panos Kammenos, anrief, um den Rücktritt von dessen Namensvetter zu veranlassen.
Dimitiris Kammenos, der im April 1996 in Athen geboren wurde, Betriebswirtschaftslehre am American College of Athens studierte und sich dann auf Finanzen und Strategische Kommunikation in den USA und Großbritannien spezialisierte, versuchte sich am späten Mittwochabend mit dem Hinweis aus der Affäre zu ziehen, sein Rücktritt solle »das gute Funktionieren der neuen Regierung« sicherstellen. Zudem behauptete der ANEL-Mitgründer, seine Facebook-Seite sei von Mitarbeitern betrieben und mehrfach gehackt worden - dies sei auch mit seinem Twitter-Konto geschehen. Er wolle deshalb Anzeige gegen unbekannt erstatten.
Zuvor hatte Kammenos, der im Januar erstmals über den Wahlkreis Piräus ins Parlament eingezogen war, die gegen ihn gerichtete Vorwürfe allerdings mit »Missverständnissen« zurückgewiesen. Die Posts waren also ganz offenbar doch von ihm.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.