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Gedrängel auf dem Parkett

Wegen der hohen DAX-Kurse stehen derzeit viele Börsengänge an

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.
Schaeffler, Covestro und Hapag-Lloyd haben eins gemein: Sie trauen sich in den nächsten Tagen aufs Börsenparkett. Dabei könnte die Zeit für so etwas bereits vorbei sein.

Auf dem deutschen Wohnungsmarkt entsteht der zweite Großkonzern. Die Deutsche Wohnen AG übernimmt die kleinere LEG. Nach der Übernahme wird der Branchenzweite über 250 000 Mietwohnungen verfügen. »In der Immobilienwirtschaft wachsen die Bäume anscheinend in den Himmel«, jubelt ein Finanzblatt. Erst Anfang September war der Wohnungskonzern Vonovia in den wichtigsten deutschen Aktienindex DAX aufgerückt. Nun steht mit Deutsche Wohnen - aktueller Kurswert zwölf Milliarden Euro - erneut ein Wohnungskonzern vor dem Aufstieg in die erste Börsenliga.

Dabei drängen ausgerechnet in diesen unruhigen Börsenzeiten so viele Unternehmen wie wohl seit den 1990er Jahren nicht mehr aufs Parkett. Am Freitag etwa soll erstmals der Kunststoffhersteller Covestro in Frankfurt am Main notiert werden. Er ist bisher ein Teil der Bayer AG. Bayer will sich zukünftig ganz auf Pillen, Pharmazie und Agrarchemie konzentrieren. 2,5 Milliarden Euro soll der Börsengang von Covestro in die Kasse des Chemiekonzerns aus Leverkusen spülen, dem die Coordination gegen Bayer-Gefahren mit Blick auf viele Skandale »schamlose Profite« vorwirft. Mit Covestro steht der größte Börsengang in Deutschland seit dem Jahr 2000 bevor. Damals war die Post von der rot-grünen Bundesregierung Gerhard Schröders (SPD) teilprivatisiert worden.

Bereits am Donnerstag startet die Internet-Kleinanzeigenbörse Immobilien-Scout24 mit ihrem Aktienhandel. Scout24 gilt als Marktführer im Anzeigengeschäft rund um Wohnungen, Häuser und Mieter. Übrigens ein Geschäftsfeld, mit dem in der Vor-Internet-Zeit Tageszeitungen einen Großteil ihrer Einnahmen erzielten. Mehr als 1,5 Milliarden Euro will das kleine Unternehmen mit nur 550 Beschäftigten einsammeln.

Den dritten spektakulären IPO (»Initial Public Offering«) versucht am Montag der Auto- und Indus- triezulieferer Schaeffler. »Der geplante Börsengang ist ein strategischer Schritt, um die Verschuldung weiter zu reduzieren«, so Vorstandschef Klaus Rosenfeld. Das Familienunternehmen hatte sich 2009 mit der Übernahme der dreimal so großen Continental verhoben und in einer existenzbedrohenden Übernahmeschlacht einen Schuldenberg von neun Milliarden Euro angehäuft. Zum angestrebten Volumen des Börsengangs schweigt Rosenfeld sich aus. Schaeffler bleibe jedoch ein Familienunternehmen. Allerdings spekulieren Analysten, dass der Börsengang wegen des »Dieselgate« bei VW verschoben werden könnte.

Weitere Börsenkandidaten stehen Schlange. Ein wichtiges Motiv ist die jahrelange Aktienhausse: Der DAX übersprang Anfang 2013 sein Allzeithoch von gut 8000 Punkten und schoss bis April diesen Jahres auf über 12 000 Punkte hoch. Da die Vorbereitung eines Börsengangs mehrere Monate in Anspruch nimmt, kommen die jüngsten IPO möglicherweise zu spät. Seit dem Sommer sinkt nämlich der DAX im Trend. Das könnte die Bereitschaft der Anleger dämpfen, neue Aktien zu kaufen.

Trotzdem kündigte in diesen Tagen unter anderem die Modefirma Steilmann einen Börsengang an. Aufs Parkett will auch der Logistikkonzern Hapag-Lloyd. Die weltweit viertgrößte Containerreederei, an der die Stadt Hamburg beteiligt ist, plant laut Vorstand Rolf Habben Jansen den »Meilenstein«, um Schiffe zu kaufen, die im Betrieb kostengünstiger fahren. Trotz globaler Schifffahrtskrise will Hapag »noch wettbewerbsfähiger« werden.

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