Werbung

Foodwatch veröffentlicht CETA-Mandat

Schiedsgerichte erst 2011 in den Text aufgenommen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Das Handelsabkommen CETA der EU mit Kanada gilt als kleine Schwester des geplanten Megaabkommens TTIP mit den USA. Was in CETA steht, könnte eine Blaupause für den umstrittenen Vertrag mit den Vereinigten Staaten sein. Jetzt hat die Verbraucherorganisation Foodwatch das seit Jahren unter Verschluss gehaltene europäische Verhandlungsmandat für CETA im Internet veröffentlicht.

Aus den Foodwatch zugespielten Papieren geht hervor, dass die umstrittenen Schiedsgerichte für private Investoren, vor denen Konzerne Staaten auf Schadenersatz verklagen könnten, zu Beginn der Verhandlungen im Jahr 2009 für die EU zunächst gar keine Rolle spielten. Solche Investorenschutzklauseln seien erst 2011 endgültig in das Verhandlungsmandat aufgenommen worden, so Foodwatch - dann jedoch gleich als verbindliche Zielvorgabe.

Die Verbraucherschützer kritisieren, Schiedsgerichte seien keineswegs immer ein unverzichtbarer Bestandteil von CETA gewesen, wie es auch von der Bundesregierung dargestellt werde. »Als die Verhandlungen aufgenommen wurden, spielte eine Paralleljustiz für Investoren für die EU noch gar keine Rolle - jetzt, da der CETA-Vertrag ausgehandelt ist, heißt es plötzlich: Daran lässt sich nichts ändern«, sagte Foodwatch-Sprecher Martin Rücker.

EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström hatte sich zuletzt für eine Veröffentlichung des CETA-Mandats ausgesprochen - die Mitgliedsstaaten lehnten das jedoch ab. Malmström schlägt inzwischen bei TTIP eine Reform des alten Systems privater Schiedsgerichten vor. So soll ein neuer europäisch-amerikanischer Handelsgerichtshof Streitfälle mit Konzernen lösen. Ob sich das Modell noch in den zwischen EU und Kanada fertig ausgehandelten CETA-Vertrag einbauen lässt, ist offen. Laut Foodwatch sind die Vorgaben des Verhandlungsmandates weder rechtsverbindlich noch unabänderlich - eine Abkehr von den Schiedsgerichten sei also auch bei CETA nur eine Frage des politischen Willens. Im TTIP-Verhandlungsmandat seien - im Gegensatz zu CETA - Schiedsgerichte nicht zum »Muss«, sondern nur zum »Sollte«-Ziel erklärt worden, also noch leichter wieder herauszunehmen.

Foodwatch forderte, CETA nicht zu ratifizieren und die TTIP-Verhandlungen zu stoppen. Am 10. Oktober findet in Berlin eine Großdemo gegen beide Abkommen statt. dpa/nd Kommentar Seite 2

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.