Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin
Gabriele Oertel freut sich über ein zu spät kommendes Jubiläumsgeschenk
Jetzt werden sie in Bonn bestimmt wieder herausgekramt - die Aufkleber, auf denen die Bewohner der einstigen Hauptstadt der Bundesrepublik Anfang der 90er ihren Protest zum geplanten Regierungsumzug nach Berlin kundtaten. Sie hingen in Bäckerläden, an Litfaßsäulen und den Türen von Abgeordneten- und Journalistenbüros überall in der Stadt am Rhein. Nachdem sechs von 14 Ministerien am alten Platz verblieben, umgezogene Regierungsstellen üppige Dependancen einrichteten und Bonn als UN-Standort neue Aufwertung erfuhr, beruhigten sich die Gemüter.
Doch das Fass hat Bundesbauministerin Barbara Hendricks gerade wieder aufgemacht - sie spricht zwar von Mittel- bis Langfristigkeit und einem gesteuerten Prozess, doch in Nordrhein-Westfalen schrillen sofort die Alarmglocken. Denn auch die rheinischen Frohnaturen wissen, dass jährliche Zusatzkosten von über neun Millionen Euro ein gewichtiges Argument sein werden, sich irgendwann für kürzere Wege und nach 25 Jahren Einheit auch für einen einheitlichen Regierungssitz in der tatsächlichen deutschen Hauptstadt zu entscheiden. Lang genug hat es schließlich gedauert. Wie sagte der letzte DDR-Regierungschef Lothar de Maizière erst kürzlich? »Wenn wir uns 1990 so viel Zeit gelassen hätten, wie das heute üblich ist, wäre die deutsche Einheit heute noch nicht fertig.«
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.